So viel pure Kräuterkraft

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Kräuter haben sie von klein auf fasziniert. Im Garten des Großvaters im Münchner Stadtteil Forstenried überlegte Monika Engelmann schon als kleines Mädchen, ob man Löwenzahn-Blüten essen dürfe. Die verneinende Antwort des Großvaters wollte sie schon damals nicht glauben.

Doch bis sie den „Urknall“ erlebte, wie sie es nennt, und ganz zu den Kräutern fand, sollte es dauern: Das war erst vor rund 20 Jahren, als sich die Verwaltungsbeamtin zusammen mit ihrem Mann eine Mühle im Vogtland kaufte. „Das hat mein Leben verändert“, sagt sie rückblickend. „Ich entdeckte, wie spannend die Natur sein kann.“ Damals kannte die heute 49-Jährige nicht viel mehr als Gänseblümchen und Löwenzahn, wie sie mit einem Lachen heute freimütig gesteht.

20 Jahre später hat die Dachauerin zusammen mit ihrem Mann und der befreundeten Kräuterpädagogin Maite Schneider, die sie bei der Ausbildung an der Gundermann-Schule kennenlernte, eine eigene „Kräuterei“. Mitten im Grünen, auf dem Gelände von Gut Schloss Sulzemoos, das erstmals bei Ludwig dem Frommen erwähnt wurde.

Von hier startet Monika Engelmann zu geführten Kräuterwanderungen. „Ich liebe es, die Wunder der Natur mit anderen zu teilen.“ Normalerweise, denn Corona hat das ganze Jahresprogramm durcheinandergebracht.

„Wir waren gut gebucht“, sagt die Kräuterpädagogin. Jetzt arbeiten sie an einem neuen Konzept, das nötigen Abstand und Hygienemaßnahmen berücksichtigt. Zeitgleich mit den Volkshochschulen planen Monika Engelmann und Maite Schneider den Neuanfang. „Ich kann es kaum erwarten.“

Weil sich die 49-Jährige nie zu 100 Prozent wirtschaftlich von der „Kräuterei“ abhängig gemacht und weiter als Beamtin gearbeitet hat, wirft sie die Corona-Krise mit den ausgefallenen Veranstaltungen jetzt nicht komplett aus der Bahn. „Die Kräuterei kann für mich weiter ein traumhafter Ausgleich sein.“ Das war von Anfang an so. Als die beiden Frauen die „Kräuterei“ vor acht Jahren aufsperrten, gingen sie nicht nach einem strengen Businessplan vor – „diese Tatsache erlaubte uns von Anfang an, das zu tun, was uns gefällt“. Die Leidenschaft für Kräuter steht im Vordergrund.

Wenn Monika Engelmann durch die Wildnis streift, ist sie voll in ihrem Element: Beherzt zupft sie Brennnessel. „Mein absoluter Liebling. Sie ist unnahbar, will gezähmt werden, dann verschenkt sie großzügig Kraft und Vitalität“, schwärmt die Kräuterfachfrau. Sogar eine kleine Brennnesselpflanze als Deko steht in der Küche von Monika Engelmann.

Beim Waschen der Wildpflanze verlieren die Nesseln, die für das brennende Gefühl sorgen, übrigens ihre Wirkung.

Diesmal verwendet die Kräuterexpertin die Brennnessel für einen Dip, den sie „Breziki“ nennt. Genauso wie die Quiche aus Giersch- und Brennnesselblättern ist dieser geeignet, um ihn mit in den Biergarten zu nehmen. Man kann ihn aber auch genauso gut daheim genießen.

Nicht nur die Kräuter an sich faszinieren die Dachauerin, auch „dass unsere Ahnen bereits so viel über Kräuter wussten“. Es sei erstaunlich, was unsere Vorfahren schon alles über die Wirkung der Kräuter herausgefunden haben. Zusammen mit sieben anderen Kräuterbegeisterten hat Monika Engelmann soeben ein Buch herausgebracht – mit dem Titel „Zwölf ungezähmte Pflanzen fürs Leben.“ Darin erzählt jede Pflanze aus der Ich-Perspektive über sich. Ein idealer Anfang, um in die Wunderwelt der Wildkräuter einzutauchen. Noch besser ist allerdings, diese auch noch zu probieren und zu schmecken.

Denn: „In Wildkräutern steckt so viel Power, und die können wir gerade in diesen Zeiten gut brauchen.“

Artikel 4 von 4