Ingrid Zacherl liebt Kochen. Am liebsten würde sie den ganzen Tag in ihrer Küche stehen und für die Familie, Freunde sowie Nachbarn kleine Kunstwerke braten und backen. So wie heute ihren Zitronenfladen mit Beeren. „Darin geht sie richtig auf“, bestätigt auch ihr Mann Wolfgang Zacherl. „Aber warum sollte ich mich beschweren? Ich profitiere ja auch davon!“
Kulinarik spielte für die heute 56-Jährige von klein auf eine bedeutende Rolle: Die Urgroßmutter war Köchin, die Oma trocknete selbstgesammelte Kräuter auf dem Dachboden und verarbeitete sie anschließend, ihr Vater macht „den besten Schweinsbraten der Welt“. Auch Sohn Matthias, 25, entdeckt langsam seine Kochgene. Das freut sie natürlich.
Am liebsten tüftelt die 56-Jährige in ihrer Küche. Eine Zeit ernährte sie sich nur vegetarisch, einmal machte sie sogar ein Rohkost-Fasten-Seminar. Ihr Fazit: „Für zwischendurch durchaus empfehlenswert“, sagt Ingrid Zacherl heute.
Auch mahlt sie ihr Mehl selbst und füttert ihren Sauerteig. Und natürlich probiert sie Rezepte aus sämtlichen Zeitschriften und TV-Shows aus – völlig egal, ob es sich dabei um bayerische oder indische handelt.
„Und ich bin immer das Versuchskaninchen“, erzählt Wolfgang Zacherl. Ihr Mann muss alles kosten. Aber bislang, so ergänzt er fröhlich, habe er noch nichts Ungenießbares auf dem Löffel gehabt.
Nur beim Backen wird’s knifflig. „Meine Mutter sagt immer: ,Beim Kochen kann man experimentieren, beim Backen nicht‘“, erzählt Ingrid Zacherl. Also versucht sich die leidenschaftliche Köchin hier stets genau an das Rezept zu halten. Aber wenn ihr der Hefekuchen mit einer halben Zitrone zu fad erscheint, nimmt sie beim nächsten Mal eine ganze. „So viel Freiheit muss sein.“
Wobei sie mit sich selbst und ihren Kunstwerken am strengsten ins Gericht geht. Ein prüfender erster Blick und ein mindestens ebenso kritischer erster Biss müssen immer sein. „Aber danach genieße ich“, versichert Ingrid Zacherl.
Ihre Leidenschaft würde die Angestellte bei einer Krankenkasse auch gerne zum Beruf machen. Deswegen entschied sie mit 40, sich zur Ernährungsberaterin ausbilden zu lassen. Und für die staatliche Anerkennung besuchte sie dann sogar noch mit 50 donnerstags und am Wochenende die Landwirtschaftsschule. „Ich war eine der Ältesten.“ Aber egal.
Dort hat sie den perfekten Strudelteig gelernt: „Er muss so dünn ausgerollt sein, dass man das Küchentuch durchsehen kann.“ Und sie hat gelernt, wie man Blätterteig richtig gefaltet. „Eine furchtbare Arbeit. Das mache ich nie mehr.“
In der Ausbildung hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt: das Kräutersammeln, das einst schon ihre Großmutter so liebte. Dafür hat sie mittlerweile unzählige Bücher zur Recherche daheim. Zurzeit züchtet Ingrid Zacherl in ihrem Garten Borretsch, Spitzwegerich und Frauenmantel. Ihre Brennnesselpflanzen hatte sie einst bei der Oma gemopst. „Und prompt habe ich bei einem Gericht gelernt, dass nur die Blätter genießbar sind“, erzählt Ingrid Zacherl. „Die Stiele sind zu hart.“ Deswegen musste sie für ihren Kräuterstrudel die Blätter sammeln gehen. So eine große Kräuterzucht hat sie nämlich daheim noch nicht.