Süße Alpenküche

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Oben am Berg angekommen, vergisst man erst einmal den ganzen Corona-Wahnsinn. Die Alm liegt abseits der touristischen Hotspots, nicht mal eine Bergbahn geht derzeit nach oben. Idylle pur, ideal für eine Verschnaufspause vom Alltag. Selbst wer sich erst am Nachmittag auf den Weg macht, kommt noch auf seine Kosten.

Und das nicht nur, weil Dampfnudeln und Kaiserschmarrn zum süßen Verweilen locken. Auf der Karte stehen aber auch deftige Fleischgerichte, meist mit Wildfleisch von Tieren, die unterhalb der Gehrenspitze zuhause waren. „Hier oben scheint die Sonne lang, um Sonnwend’ im Juni haben wir bis halb acht am Abend Sonne auf unserer großen Terrasse“, schwärmt Franziska Fichtl und freut sich über ihre Gäste, die noch auf ein Feierabend-Bier nach oben kommen.

Die junge Frau hat die Gehrenalpe seit 2013 zusammen mit ihrem Freund, einem gelernten Maurer, gepachtet. Die Gehrenalpe liegt im Außerfern, abseits vom Massentourismus in Tirol, im Norden grenzt es an Bayern.

„Im Sommer gibt es nichts Schöneres, als auf der Alp zu leben“, sagt Franzsika Fichtl. 1986 in Mittenwald geboren, machte sie nach der Schule eine Ausbildung zur Hotelkauffrau. Doch ein Hotel war auf lange Sicht nichts für die Mittenwalderin. Schon früh zog es sie hinauf zu den Berggipfeln: Nach drei Sommern auf der Schneetalalm und zwei Wintern in Südtirol und im Salzburger Land, übernahm sie die Hütte mit ihrem Freund Georg, den hier heroben alle nur Schorsch nennen. „Es war Zeit, sich etwas Eigenes aufzubauen.“

„Wir sind wegen meiner Hündin Bella auf die Hütte gezogen.“ Hier kann die mittlerweile 14-jährige Hundedame frei herumlaufen – „in einem Restaurant wäre das ja nicht möglich“, sagt Franziska über ihre Beweggründe, damals auf den Berg zu gehen.

Sie blickt um sich und genießt einfach die Bergwelt. Wenn man dann noch Glück hat, und Mama Gabi macht ihre berühmten Dampfnudeln (immer von freitags bis sonntags), dann ist die Welt einfach in Ordnung.

Die Gehrenalpe ist bis zum 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, täglich geöffnet. Wer will, kann sogar im Matratzenlager übernachten. Allerdings stehen heuer – corona-bedingt – nicht ganz so viele Betten zur Verfügung.

Die Gehrenalpe blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Als sie vor rund 100 Jahren errichtet wurde, war sie eine reine Milchviehalm. „An Gästebewirtung dachte damals noch niemand“, erzählt die Hüttenwirtin. Was heute die Gaststube und die Küche sind, war einst der Stall. Von der Hütte führte direkt eine Milchleitung hinunter in den Ort. Damals waren auf der Gehrenalpe rund 100 Kühe im Sommer zuhause.

Sogar Problembär Bruno kam 2006 hier vorbei – in der Hütte erinnert ein Schnappschuss an den berühmten Bär von damals. „Das haben uns unsere Vorgänger überlassen.“

Viel hat sich seitdem verändert, trotzdem ist die Hütte ursprünglich geblieben. Das gilt übrigens auch fürs Bezahlen. Trotz Corona zahlt man hier in bar. „Wir haben hier kein Internet“, sagt die Wirtin. Die Moderne hat noch nicht Einzug gehalten. Und das ist ja gerade das Schöne hier. Wegbeschreibung zur Gehrenalpe, die auf 1610 Meter oberhalb von Wängle (Tirol) unterhalb der Gehrenspitze (2164 m) liegt: Zurzeit führt nur ein Fußweg nach oben, die Bahn fährt nicht. Von Wängle und Höfen (Parkplatz Hahnenkammbahn) führt ein Steig (1 Stunde 30 Minuten) oder ein Forstweg (2 Stunden) zur Alm. Am Hahnenkammbahn-Parkplatz der Beschilderung Richtung Gehrenalpe folgen.

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