Nein, Salzburger Nockerln stehen heute nicht auf der Agenda. „Viel zu süß“, sagt Ilse Fischer und fügt hinzu: „Ich kenne eigentlich keinen Salzburger, der dieses Gericht mag.“ Obwohl es die drei Stadtberge symbolisiert, stehe das Dessert nicht für die Festspielstadt. Zumindest nicht für Ilse Fischer. „Salzburg schmeckt international“, sagt sie, gerade im Sommer, wenn die Stadt an der Salzach zum Mekka für Kulturinhaber wird.
Auch in diesem Jahr. Wenn auch in verminderter Form. Sehr zur Freude von Ilse Fischer: „Es ist wunderschön, dass die Festspiele im 100. Jahr ihres Bestehens stattfinden können. Alles andere wäre ein Trauerspiel gewesen.“
Die Festspiele waren für Ilse Fischer und ihren mittlerweile verstorbenen Mann Michael d e r Grund, hier zu leben. „Wir lieben Europa, aber die Festspiele waren und sind das Wichtigste, was im Sommer überhaupt passiert.“ Das Ehepaar ist mit den Festspielen eng verbunden, u.a. leitete Michael Fischer zehn Jahre die von ihm gegründeten Festspiel-Dialoge in Salzburg.
Kunst, Kultur und Kulinarik – dieses Trio bestimmt das Leben von Ilse Fischer, die in Salzburg nicht nur das Kulinarik Festival verantwortet, sondern auch seit zwei Jahren zusammen mit Alexandra Picker Slow-Food-Präsidentin ist.
Die Gerichte, die Ilse Fischer heute zubereitet, haben Festspiel-Geschichte. Sie erzählt: „Gerard Mortier, von 1991 bis 2001 Festspiel-Intendant, und mein Mann waren gute Freunde. Gerard Mortier war oft unser Gast und sehr oft ,bestellte’ er mit den Worten: ,Kein großes Menü bitte, nur eine Kleinigkeit, aber vor allem ein Filet mit Sauce Gribiche. Und vorher ein wenig vom Fisch.’“
So merkwürdig es klingt, Ilse Fischer, die eine leidenschaftliche Köchin ist, greift für ihr Fischgericht zur Dose. „Wir haben viel ausprobiert, aber mit Makrelen aus der Dose schmeckt es am besten“, sagt die Frau, die mit ihrem Mann auch mal eben schnell nach Triest zum Fischkaufen gefahren ist. Vorausgesetzt freilich, dass der Dosenfisch von Top-Qualität ist.
Die Zutaten für den Hauptgang sind liebevoll auf Weinblättern aus dem Garten drapiert. „Das mache ich immer so“, sagt die Hobbyköchin. „So bereitet Kochen einfach mehr Freude.“
Ilse Fischer liebt es, für Gäste zu kochen. Zehn Gästebücher stehen aufgereiht auf dem Fensterbrett – unter anderem haben sich hier der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Schriftstellerin Thea Dorn, der Komponist Rolf Liebermann und die Dramaturgin Nike Wagner verewigt. Tobias Moretti, der in diesem Jahr das letzte Mal den Jedermann mimt, gehört auch zu den Gästen des Künstlerhauses.
In ihrem Zuhause in Anif, unweit von Salzburg, gingen und gehen die Festspiel-Größen ein und aus und nehmen zwischen hunderten von Bildern Platz. 29 Jahre hat Ilse Fischer zusammen mit ihrem Mann Kunst gesammelt – „Wir haben gekauft, was uns gefällt“. Die Wände sind voll, selbst in der Küche hängen Bilder. „Ich liebe es, mich mit Dingen zu umgeben, die mir gefallen.“
Statt Kunst sammelt sie mittlerweile auffallenden Modeschmuck, am liebsten Ohrringe in grellem Orange. Der Modeschmuck ist mit den Jahren ihr Markenzeichen geworden.
Nicht zu vergessen: Kochbücher. Denn hier bilden Kunst und Kulinarik eine herrliche Symbiose. Bei Ilse Fischer wird Kunst gepflegt, die man essen kann und die wirklich jedermann nachkochen kann.