Soll sie heute Abend für ihre Familie indisch kochen? Oder chinesisch? Oder doch lieber in der Heimat bleiben und Maultaschen zubereiten? Susanne Hohmann fällt die Entscheidung nie schwer, sie probiert einfach immer etwas Neues aus: „Es gibt ja so viele Möglichkeiten. Warum sollte ich mich da auf ein Land festlegen?“
Zumindest eine grobe Richtung gab ihr vor über zwanzig Jahren in Erlangen eine damalige Jura-Studienkollegin und WG-Zimmergenossin aus der Provinz Guangzhou vor: Die Chinesin führte Hohmann in die asiatische Kochkunst ein: Zusammen bereiteten sie oft Jiaozi, eine Art chinesische Maultaschen, die als Festtagsessen serviert werden. „Das hat viel Spaß gemacht, war aber auch Schwerstarbeit“, erinnert sich Susanne Hohmann an ihre Studentenküche. Die Asiaten seien nämlich bei der Zubereitung sehr exakt und strikt. „Und wehe, ein Tofustück hatte nicht die richtige Kantenlänge.“
Die Deutsche nahm es damals mit Humor und macht es jetzt ähnlich. Ihre offene Einstellung verraten auch Hohmanns gefühlt 1000 Kochbücher in der Mitte ihres Wohnzimmers: Dort steht ein von beiden Seiten vollgestopftes hüfthohes Regal: Es bildet nicht nur eine Abgrenzung zwischen Fernsehecke und Esstisch, es ist auch ihre Inspirationsquelle. Denn in den meisten Kochbüchern stecken Einmerker, egal ob in den israelischen, französischen oder Frühling/Herbst/Winter-Ausgaben. Hohmanns Lieblingskochbuch ist aber ein uraltes: „Vegetarisch kochen“ von Celia Brooks Brown. „Da finde ich immer etwas!“ Die gebürtige Fränkin und derzeitige Hausfrau entdeckt alle drei Tage ein neues Fleckchen auf der Erde – zumindest kulinarisch. Das Ergebnis darf dann ihre Familie kritisieren. Manchmal schmeckt es ihrem Mann, manchmal nicht ganz so. Auch ihre beiden Kinder (15 und 18) mögen nicht immer alles – und „natürlich haben sie am liebsten Schnitzel“, sagt Hohmann grinsend. Aber das macht nichts.
Hat ein Gericht sein „War gut!“ bekommen, macht Hohmann Fotos für ihren Blog. „Alles, was dort erscheint, wurde von uns gegessen – und zwar warm!“, sagt sie stolz. Seit 2012 präsentiert sie ihre Kreationen. Einen Durchhänger und damit keine Lust mehr auf „Magentratzerl.de“ hatte sie noch nie. „Früher waren aber mehr Interaktionen auf den Blogs“, sagt sie. „Ich fand das toll, weil ich gerne über das Essen und die Zubereitung spreche.“
Dank Corona hat sie aber nun mehr Seitenaufrufe: „Zuletzt waren es 1000 am Tag“, freut sich Hohmann. „Hoffentlich bleibt das so.“ Damit Geld verdienen, wie viele andere es versuchen, möchte sie allerdings nicht: „Es soll ein Hobby bleiben.“ Und fügt hinzu: „Ich möchte frei sein und selbst entscheiden können.“ Sie profitiert dennoch von ihrem Blog: Zwar urlaubt sie mit ihrer Familie nicht oft in fernen Ländern, die letzte Reise ging nach Colmar. Aber mit exotischem Essen holt sie die weite Welt zu sich nach Hause – und lässt gleichzeitig die Welt daran teilhaben. Essen verbindet halt. Weltweit. Besonders in Corona-Zeiten.