„Er ist mit der Büchs zur Welt gekommen“, sagt Evi Seitzl über ihren Mann, zu dessen Füßen die beiden Jagdhunde Gustl (4) und Bertl (5) liegen. „Ja“, antwortet ihr Ehemann lachend, das lasse sich nicht leugnen. „Bei uns dreht sich alles um die Jagd und die Fischerei. Jagen ist meine große Leidenschaft.“
Das Esszimmer im Einfamilienhaus in Gaden (Landkreis Erding) ist in Jägergrün gestrichen, an der Wand hängen zahlreiche Trophäen. Zu jeder weiß Helmut Seitzl eine Geschichte zu erzählen. Er lebt seine Leidenschaft. Unten im Keller ist sein Reich: Hier zerlegt er das Wild und portioniert es.
In der Küche verarbeitet Evi Seitzl das Gelieferte. Heute soll es Wildfleischpflanzerl geben. „Eigentlich eine Art Resteverwertung“, sagt die Beamtin für Finanzverwaltung. Alles wird bei den Seitzls verarbeitet, es kann eben nicht immer nur die Filetstücke geben. Um es vorwegzunehmen: eine sehr wohlschmeckende Resteverwertung.
Das Wildfleisch für die Pflanzerl ist frisch durch den Fleischwolf gedreht – wer nicht den Luxus hat, einen passionierten Jäger in der Familie zu haben, der kann über die Internetseite des Bayerischen Jagdverbandes Ansprechpartner für frisches Wildbret finden.
Weil Evi Seitzl Flugangst hat und sie somit nicht in ferne Länder reisen kann, holt sie sich die Welt der Kulinarik an den heimischen Herd. „Die Pflanzerl kann man auch sehr gut orientalisch würzen. Dann passt besonders der Minz-Joghurt dazu.“ Auch asiatische Gerichte aus dem Wok hat die Gadenerin mit Wildfleisch schon gezaubert. „Ich probiere gerne Neues aus“, sagt sie.
Während Evi Seitzl mit den Händen im Teig knetet – „Kochen ist etwas Sinnliches, das tue ich gerne mit den Händen“ – erzählt sie, dass sie ihren Helmut „ganz klassisch“ kennengelernt hat. In der Disco beim Tanzen. Der Mann mit dem grünen T-Shirt und der Jacke ist ihr sofort aufgefallen, dann sind sie ins Reden gekommen und haben sich seitdem nicht mehr aus den Augen verloren. Lang ist es her, am heutigen Freitag sind die beiden 27 Jahre verheiratet.
Evi Seitzl stammt aus einem Bauernhof, gerade mal etwas über zehn Kilometer entfernt. Gaden, ihre spätere Heimat mit gerademal 300 Einwohnern, kannte sie trotzdem nicht.
„Als ich klein war, ist für Weihnachten extra ein Schwein großgezogen worden. Wir haben noch gewusst, wo die Lebensmittel herkommen.“ Das wüsste heute längst nicht mehr jedes Kind.
Sie ist eng mit dem Landleben und der Natur verwurzelt, aber einen Bauern wollte sie nie heiraten – „es ist halt ein Jäger geworden“, lacht sie, und das sei auch gut so.
Je älter Evi Seitzl wird, desto mehr entdeckt sie alte Küchenschätze wieder: „Früher hat die Großmutter für uns gekocht.“ Manche Gerichte von damals entdeckt die Hobbyköchin jetzt wieder. Wie die „Saure Gans“ zum Beispiel. Auch wieder eine Art Resteessen, bei der Gänseteile erst in der Suppe ausgekocht und zum Schluss mit einer Einbrenne angedickt werden. Nur am Freitag wird nicht aufwendig bei den Seitzls gekocht – „da ist mein Putztag“, sagt sie und deshalb geht es in der Küche dann einfach zu. Beispielsweise mit Dampfnudeln, die sich fast von selbst machen. Beinahe wie das Ofengemüse, das hervorragend zu den Pflanzerln passt.