Es ist einer der letzten Altweibersommertage in diesem Jahr. Die Sonne scheint und lockt noch mal ins Freie. „Am Nachmittag bin ich mit meiner Rudergruppe am Tegernsee verabredet.“ Für den Abend hat die Pullacherin Gäste eingeladen. „Wir lieben es, gemeinsam Kammermusik zu machen, und danach gibt es immer ein gemeinsames Essen.“ Das will vorbereitet sein.
Für Irmgard Müller-Rees kein Problem. Sie ist in der Küche bestens organisiert – „das habe ich so gelernt“. Die Musiklehrerin wollte ursprünglich Realschullehrerin für Musik und Hauswirtschaft werden. „Doch damals war Lehrerschwemme, die Chance auf eine Planstelle lag bei 1:51. Also suchte ich mir etwas anderes.“ Heute arbeitet die 55-Jährige als Musiklehrerin im Kindergarten, bietet musikalische Früherziehung an und gibt Musikunterricht in Pullach, wo sie seit 25 Jahren mit ihrer Familie lebt.
In ihrer Freizeit macht Irmgard Müller-Rees gerne Sport („Am liebsten in den Bergen.“) sowie Musik und lädt sich Gäste ein. „Ich liebe es“, sagt sie. Der Lockdown im Frühjahr hat sie deshalb hart getroffen: „Ich habe das gemeinsame Musizieren und Essen mit Freunden schwer vermisst.“ Außerdem musste sie ihre sechs Opernabos ruhen lassen. „Das ist mir echt schwergefallen, denn die Oper ist mein Leben.“
Neben der Kulinarik. Diese ist ihr quasi in die Wiege gelegt worden: „Ich stamme aus dem Badischen. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es so viele Sterneköche.“
Für heute hat sich die begeisterte Hobbyköchin viel vorgenommen: Sie will Semmeln backen, Kürbis in den Ofen schieben, ein Brät-Gemüsegericht machen, nicht zu vergessen ein Rote-Bete-Carpaccio und ein Nachtisch darf freilich auch nicht fehlen. „Im Herbst und Winter mache ich gerne warme Desserts.“
Klingt nach wahnsinnig viel Arbeit und stundenlangem In-der-Küche-Stehen. Nein, verspricht sie, „das geht alles ganz schnell“. Wie gesagt, der See ruft am Nachmittag zum Rudern.
Der Trick: Den Semmelteig macht Irmgard Müller-Rees auf Vorrat und stellt ihn dann in einer verschlossenen Schüssel in den Kühlschrank, „der Hefeteig hält sich ein paar Tage“. Auch das Gemüse ist zum größten Teil schon geschnippelt („Habe ich gestern nebenbei gemacht.“) und steht portioniert ebenfalls im Kühlschrank. Die Semmeln sind ebenfalls schon geschnitten. So geht das Kochen dann viel schneller. Ihr Motto in der Küche: „Gut essen, aber ohne Stress kochen.“
Das wichtigste Küchengerät ist bei Irmgard Müller- Rees der Ofen. Darin werden sich später die zahlreichen Auflaufformen stapeln. Außerdem das Messer: Die Schneidefläche hat die Silhouette der Allgäuer Alpen – „das benutze ich bei jeder Gelegenheit“.
In Aufläufen verarbeitet sie Übriggebliebenes mit Neuem – „mein Mann mag keine Reste. So denke ich mir stets neue Auflaufvarianten vor“. So wie den Gemüse-Brät-Auflauf. Unter das Brät kommt stückelig geschnittenes Gemüse. Das schmeckt herrlich. Und wie gesagt, geht ganz schnell. Die Reste sind so geschickt verwertet und nebenbei bleibt genug Zeit zum Musizieren, Wandern und Gäste Einladen.