Kochen mit dem roten Gold

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Andere bringen aus dem Urlaub eine Kiste Wein oder bestes Olivenöl mit. Nicht so Antonia Habeker, auch wenn sie ein Genussmensch ist. Sie hat sich Arbeit mitgebracht: 10 000 Safranpflanzen aus dem Burgenland lud sie im Sommer 2016 ins Auto. Seitdem ist sie die einzige Safran-Bäuerin Oberbayerns.

Wo früher auf 1200 Quadratmeter Gerste wuchs, setzte sie die lilablühende Krokusart. Das ganze Jahr sieht man nichts von den Pflanzen, dann, im Oktober fangen sie plötzlich an zu wachsen. Erntezeit. Jeden Tag sieht man die Bäuerin in dieser Zeit auf dem Feld in gebückter Haltung: „In der Stunde schaffe ich 1000 Blüten zu pflücken.“

Diese werden anschließend ausgezupft, die roten Fäden sind das wertvolle Safrangewürz. Diese werden anschließend 24 Stunden bei 30 Grad schonend getrocknet, bevor sie anschließend drei bis vier Monate ruhen müssen. Erst im Jahr darauf haben die Safranfäden ihr volles Aroma entwickelt. Durch unsere kargen, kalkhaltigen Böden und den Frost im Winter hat der Münchner Safran ein besonders intensives Aroma.

Der Safran braucht Zeit. Das ist die wichtigste Weisheit im Umgang mit dem teuersten Gewürz der Welt. Nicht nur im Anbau und der Herstellung selbst, weiß Antonia Habeker, sondern auch bei der Verarbeitung in der Küche: „Nur dann entwickelt er sein volles Aroma“, sagt Antonia Habeker und fügt hinzu: „Die Spitzenköche weichen den Safran bereits am Vorabend ein.“ Denn: Je länger er Zeit hat, umso intensiver wird der Geschmack.

Dass sie heute Safran-Bäuerin ist und Küchentipps verrät – darüber kann ihre Mutter nur schmunzeln: „Als Jugendliche habe ich mich am liebsten draußen aufgehalten, bei den Pferden.“ Deshalb wollte sie als junge Frau Architektur studieren – „mein Plan war, tolle Ställe für Pferde zu bauen“. Der Großvater, ein Architekt, war ihr großes Vorbild.

Sie ging dann doch nach Weihenstephan, um Landwirtschaft zu studieren, belegte als Nebenfach landwirtschaftliches Bauen. Den Stallbau machte sie auf diesem Weg zu ihrem Beruf, bis sie auf einem Semestertreffen ihrem jetzigen Mann über den Weg lief. „Es hat auf den ersten Blick gefunkt“, erzählt die 38-Jährige. Obwohl wir zur gleichen Zeit dort studiert haben, sind wir uns nie über den Weg gelaufen.“

Antonia und ihr Mann verliebten sich, heirateten und gründeten eine Familie. Zwei Kinder haben die beiden mittlerweile und jede Menge ausgefallene Pflanzen. Nicht nur Safran wächst auf dem Habeker Hof, sondern auch Wassermelonen und Artischocken. Nicht zu vergessen die zahlreichen Kürbissorten. Um die 150 verschiedene Sorten bauen sie jedes Jahr an, die Antonia Habeker im Oktober liebevoll vor dem Verkaufshäusel drapiert und das in den Tagen vor Halloween zahlreiche Besucher anzieht. Irgendwann soll dort auch ihr Hofladen entstehen, in dem Antonia Habeker ausgewählte Produkte verkaufen will. Wie beispielsweise ihr Sauerteigbrot, das sie beim Lockdown im Frühjahr entwickelt hat, oder ihre Safran-Kreationen. Denn wenn die anstrengenden Ernte-Wochen vorbei sind, bleibt ihr wieder etwas Zeit, neue Rezepte mit Safran auszuprobieren. Ein Apfelgelee mit Safran beispielsweise. „Man glaubt gar nicht, wie vielfältig Safran sein kann“, sagt die junge Bäuerin und strahlt übers ganze Gesicht. Für sie auf alle Fälle das schönste Urlaubsmitbringsel überhaupt.

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