Schluss mit brüchigen Knochen!

von Redaktion

Osteoporose: Das sind die besten Experten-Tipps und hochmoderne Therapien

Das neue Coronavirus schadet nicht nur Lunge und Blutgefäßen. Es kann sogar auf die Knochen gehen – zumindest indirekt: Ähnlich wie Muskeln machen auch Knochen schlapp, wenn sie nur wenig leisten müssen; etwa, weil sich viele Menschen gerade noch weniger bewegen als sonst. Fatal ist das vor allem für alle, die ohnehin ein hohes Risiko für Osteoporose haben; also für poröse Knochen, die zu Brüchen neigen. Das ist nicht nur ein Problem älterer Frauen, warnt Experte Prof. Ralf Schmidmaier, Leiter des Bayerischen Osteoporosezentrums am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Hier verrät er, was jeder selbst für starke Knochen tun kann – und wie hochmoderne Medikamente helfen, wenn das allein nicht reicht.

Was ist Osteoporose eigentlich genau?

Osteoporose ist eine Erkrankung des gesamten Skeletts. Bei Patienten ist das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau der Knochen gestört. Osteoporose ist daher mehr als die Abnahme des Kalkgehalts in den Knochen im höheren Lebensalter. Die Knochen werden poröser und instabiler. Sie brechen also leichter – oft schon bei Belastungen, die gesunde Knochen locker wegstecken. „Kommt es bei einem Sturz aus dem Stand, vom Bett oder vom Stuhl zu einem Bruch, sollten alle Alarmglocken schrillen“, warnt Prof. Ralf Schmidmaier. Solche „niedrigtraumatischen Brüche“ sind oft eines der ersten Warnsignale. Denn: „Osteoporose tut nicht weh. Man spürt nicht, dass der Kalkgehalt abnimmt.“

Warum ist eine frühe Diagnose so wichtig?

Man müsse Osteoporose erkennen, „bevor man im Altersheim im Rollstuhl sitzt oder am Rollator geht“, warnt unser Experte. Viele würden Fälle wie diese aus ihrer Familie kennen: Der Opa, der sich den Oberschenkelhals gebrochen hat und seither pflegebedürftig ist; oder die Oma mit dem Witwenbuckel, der entsteht, wenn Wirbelkörper zusammensacken. Ein krummer Rücken und Schmerzen sind die Folge. All das sei aber „das Endstadium der Erkrankung – das wollen wir verhindern“.

Wie erkennt man Osteoporose?

Per „DXA-Messung“ lässt sich die Knochendichte bestimmen. Dabei wird der Kalkgehalt von Oberschenkelknochen und Lendenwirbelsäule mit Röntgenstrahlen gemessen. „Eine extrem strahlungsarme Methode“, beruhigt Schmidmaier. Zur Früherkennung und Diagnose sei sie die Untersuchung der Wahl. Obwohl die QCT, eine spezielle Form der Computertomografie, genauer ist. Sehr selten könne diese eine sinnvolle Ergänzung sein. Doch: „Das ist die absolute Ausnahme.“ Entscheidend: möglichst viele Vergleichswerte, um das Risiko eines Bruchs abzuschätzen. Nur für die DXA-Messung gebe es Daten von vielen 100 000 Patienten.

Was verrät der „T-Score“?

Bei der DXA-Messung wird der „T-Score“ bestimmt. Er gibt den Kalkgehalt des Knochens an – im Verhältnis zum durchschnittlichen Wert eines Menschen des gleichen Geschlechts im Alter von Ende 20. Ein T-Score unter –2,5 zeigt laut WHO-Definition Osteoporose an. Nur: Rund doppelt so viele Patienten bräuchten Medikamente gegen Osteoporose, sagt unser Experte. Auch der Ausdruck in Ampelfarben, den Patienten nach der Untersuchung bekommen, könne diese in falscher Sicherheit wiegen. „Gelb heißt nicht immer: Alles ist gut.“ Etwa bei einem Patienten, der generell ein erhöhtes Risiko hat.

Wer ist gefährdet?

Wie hoch das Risiko für Brüche ist, kann selbst ein Experte nur nach einer umfangreichen Analyse der persönlichen Situation einschätzen. Dazu sollte man sich an einen Orthopäden, Internisten oder Hausarzt wenden. Allgemein gilt: Besonders gefährdet sind Frauen nach der letzten Regelblutung und in den Wechseljahren. Dann nimmt nämlich der Gehalt an Östrogenen ab – diese Hormone fördern den Knochenaufbau. Unser Experte rät daher allen Frauen spätestens ab 70 und Männern ab 80 zu einer DXA-Messung. Menschen mit erhöhtem Risiko sollten deutlich früher zur Messung gehen. Dazu zählen chronisch Kranke mit Diabetes oder COPD, aber auch solche, die länger bestimmte Medikamente einnehmen müssen: Kortison-Tabletten, einige Mittel gegen Epilepsie und Depressionen. Auch „Protonenpumpen-Hemmer“ gegen Sodbrennen schaden, wenn man sie zu lange nimmt. Ein erhöhtes Risiko haben auch Patienten mit Brust- und Prostatakrebs, die eine Antihormontherapie erhalten.

Wann zahlen die Krankenkassen?

Die DXA-Messung als reine Vorsorge ist keine Kassenleistung. Nach einem osteoporotischen Bruch wird die Untersuchung bezahlt – und teils auch bei einem erhöhtem Risiko. Hierzu kann man sich beim Dachverband der Osteologen informieren (www.dv-osteologie.org). Bereits Erkrankte finden auf der Seite Spezialisten in ihrer Nähe.

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