Böfflamott zur Weihnachtszeit

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Er ist der Dorfwirt. Doch mit Sicherheit keiner, der in eine Schublade passt – und das liegt nicht an seiner stattlichen Größe: Thomas Zwink wurde zwar im nahen Oberammergau geboren („Ich war einer der Letzten, die im Oberammergauer Geburtshaus zur Welt kamen, danach fuhren die werdenden Mütter nach Garmisch ins Krankenhaus“), verließ den Heimatort aber so bald als möglich und kam erst vor acht Jahren wieder zurück ins Oberland. Die große weite Welt war sein Ziel – zunächst.

In München lernte Thomas Zwink im Grand Hotel Continental erst Koch, dann im Hilton Park Hotel Restaurantfachmann, bevor er ein paar Jahre mit der Kamera seinen Lebensunterhalt verdiente. Als Klatschreporter reiste er für die Gazetten um die ganze Welt. Fotos mit internationalen Stars erinnern in der gemütlichen Gaststube des Dorfwirts an diese glamourösen Zeiten.

Der Auslöser war einst Mick Jagger. Gewissermaßen. Denn von Rolling-Stones-Frontman machte Thomas Zwink ein Foto, als dieser mit zwei hübschen Damen in Münchens Nobeldisco P1 abhing. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Nicht nur die Münchner Boulevard-Presse druckte die Aufnahme, sie erschien zudem als Titelbild auf der englischen „Sun“ sowie in diversen Gazetten rund um den Globus zu sehen. „Das Bild mit der Pfarrerstochter hat mir Glück gebracht“, sagt Thomas Zwink mit einem breiten Grinsen. Von da an war er gut im Geschäft. Die Gastronomie legte er daraufhin für lange Jahre auf Eis. Bis in die 1990er-Jahre.

Thomas Zwink hatte inzwischen seine Brigitte geheiratet. Nach zehn Jahren als Klatschreporter war genug – „wir wollten eigentlich nach Malibu auswandern. Doch das verheerende Erdbeben im Januar 1994 in Los Angeles verhinderte diesen Plan.“ Stattdessen verschlug es das Ehepaar Zwink ins Allgäu. „Wir eröffneten in der Altstadt von Kempten unser erstes eigenes Lokal.“ Der Erfolg für den „Qualitätsfanatiker“, wie er sich selbst nennt, ließ nicht lange auf sich warten.

1997 gab’s die erste Auszeichnung, einen Bib. Neben den bekannten Sternen vergibt der Gourmet-Führer Michelin auch die sogenannten „Bib Gourmands“. Nach Zwischenstationen in der Landeshauptstadt schloss sich vor acht Jahren wieder der Kreis: Thomas Zwink kehrte mit seiner Frau, die für den Service verantwortlich ist, zurück in die Heimat. „Zufällig“, wie er sagt – für den „Dorfwirt“ von Unterammergau war ein Pächter gesucht worden.

Zwinks Küche schlägt den Bogen vom Früher zum Heute. Denn sie ist einerseits fleischlastig (aus nachhaltiger Aufzucht), doch modern interpretiert. Der Küchenchef überrascht gerne mit seinen Kombinationen. Wer zu ihm kommt, muss ihm vertrauen. Denn im „Dorfwirt“ gibt es keine Speisekarte. Ein Überraschungsmenü ersetzt diese (ab 59 Euro für vier Gänge).

„Beste Regionalküche 2018“, urteilte Jürgen Dollase. Dieser gilt als Deutschlands einflussreichster Restaurantkritiker. Sogar die Spitzenköche ziehen vor ihm den Hut. Eine Auszeichnung, die Thomas Zwink enorm freut. Das Böfflamott beispielsweise schmort diesmal nicht in einem Wurzelsud, sondern gart stundenlang in einer Zucker-Karamellmischung. Die Spekulatiusbrösel als Topping hat man so noch nicht gegessen, passen aber hervorragend zum weihnachtlichen Menü. „Da ich alleine koche, habe ich gar keine Zeit, mich zu verkünsteln“, erklärt er seine unkomplizierte Art zu kochen, die immer inspiriert von den frischen Produkten ist. „Das Wichtigste ist mir, dass es meinen Gästen gut schmeckt. Nur darauf komme es an.“

DORFWIRT

Während des Lockdowns gibt es nur Essen to go. In der Weihnachtszeit ist dies eine Ente to go mit Blaukraut, viel Sauce und Apfelmus für zuhause (89 Euro, ausreichend für 2 bis 3 Personen).

Bestellungen nimmt der Dorfwirt mit einem Vorlauf von 24 Stunden ab sofort entgegen. Telefon: (08822) 9496949.

Artikel 4 von 4