Gute-Laune-Krapfen

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Wie wäre das Leben von Anne-Kathrin Schote doch anders verlaufen, wenn sie gut in Englisch gewesen wäre. Denn eigentlich wollte die heute 32-jährige Konditorin nach der Schule eine Ausbildung im Hotel machen. Doch dazu reichten die Sprachkenntnisse nicht aus. „Ich musste mir also etwas überlegen, was ich ansonsten gerne mache“, erzählt sie rückblickend. „Backen könnte mir Spaß machen“, war das Ergebnis ihrer Überlegungen. Gedacht und auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht.

„Ich hatte schon eine Bäckerei im Auge, in der ich die Ausbildung beginnen wollte. Doch in der Auslage waren gerade mal drei Kuchen.“ Zu wenig für die ehrgeizige Münchnerin.

Zufällig fand der quirlige Rotschopf das „Café Ganser“ in Olching. Dort machte die junge Frau ihre Ausbildung zur Bäckerin und Konditorin. Weil ihr Ausbildungsbetrieb zu klein für eine Übernahme war, wechselte Anne-Kathrin Schote zur „Mühlenbäckerei Fritz“, war dort mehrere Jahre tätig, bevor sie bei „Dukatz“ die französische Patisserie erlernte.

„2020 hatte ich vom Angestellten-Dasein genug“, sagt Anne-Kathrin Schote. Und das ausgerechnet im Corona-Jahr. Klingt nach einem etwas wahnwitzigen Plan, den festangestellten Konditoren-Job an den Nagel zu hängen und sich selbstständig zu machen. „Doch es hat super geklappt, schneller als ich dachte.“ Seit August arbeitet die 32-Jährige im Homeoffice – und das als Konditorin. „Geht“, sagt sie, „auch wenn es zunächst unlogisch klingt“. Sie bietet Backkurse über die Plattform BakeNight an. Diese wurde 2019 mit dem Ziel gegründet, die Leidenschaft fürs Backen in einer zunehmend digitalisierten Welt zu verbreiten und das Backhandwerk nicht nur zu schützen, sondern auch weiterzuentwickeln. In ihren nächsten Kursen erklärt Anne-Kathrin Schote die französische Backkunst, wie beispielsweise Eclaires und Profiteroles hergestellt werden. So erlebt die Münchnerin regelmäßig „schöne Abende mit tollen Menschen“.

Zum Jahresende war die Konditorin gut gebucht, fast jeden Abend hat sie einen Kurs gegeben. Mal waren es Mädelsabende, mal ein Junggesellenabschied. In der Regel buchen jedoch mehr Frauen die Online-Backkurse. „Die Leute wollen sich in Zeiten des Lockdowns etwas Gutes tun“, hat die Konditorin die Erfahrung gemacht.

Jeder kann backen, egal wie groß die Küche ist. Sie selbst schickt ihre Backtipps von einer Mini-Küche ins Netz. Auch ihre Geräte sind ganz normale Haushaltsgeräte. Anne-Kathrin Schote verteilt vor dem Backkurs eine Einkaufsliste, damit die Kursteilnehmer alle Zutaten zuhause haben. Auch welche Geräte benötigt werden, steht auf der Liste. Dann kann das gemeinsame Backen und Spaßhaben auch schon losgehen.

Auch wenn Anne-Kathrin Schote mit einem breiten Grinsen sagt: „Süßes ist mein Laster“ – so viel Backwerk kann die Münchnerin gar nicht selbst essen. Deshalb hat sie in der Nachbarschaft eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet, damit die süßen Kunstwerke nicht umsonst gebacken werden.

Süßes muss aber nicht zwangsläufig völlig ungesund sein, sagt die Konditorin. Ihre Krapfen beispielsweise sind diesmal vegan. Zufall, wie sie meint.

Backen ist nicht die einzige Leidenschaft der Konditorin: Mit 18 Jahren hat sie einst vom Großvater Geld für den Führerschein bekommen. Statt ins Autofahren zu investieren, leistete sie sich einen Mandolinen-Unterricht und reiste nach Nashville. Denn die englische Sprache beherrscht sie inzwischen. In den USA kaufte sie eine originale Nashville-Mandoline. „Seit zwölf Jahren spiele ich in einer Country-Band“, sagt die Hobbymusikerin, das gemeinsame Üben und Auftreten geht zurzeit allerdings wegen des Lockdowns nicht.

Auch wenn die Online-Kurse gut laufen, bereitet sich Anne-Kathrin Schote derzeit auf das Leben nach dem Lockdown vor: „Ich habe schon eine Show-Küche gefunden, in der ich Backkurse geben kann.“ Dann auch offline.

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