„Es ist ein magischer Ort, es war Liebe auf den ersten Blick.“ Sebastian Miller steht im Biergarten seines Moarwirts und schaut aufs bayerische Oberland. „Es ist für mich das Höchste, hier leben und arbeiten zu dürfen. Ich habe mich vom ersten Moment zuhause gefühlt.“
Eine Wohlfühl-Oase soll das Landgasthof auch für seine Gäste sein. Noch dürfen sie nicht kommen, am Zaun stehen derzeit nur ein paar Zaungäste. Fünf Schafe, die die Wiese der angrenzenden Hechenberger Leit’n kurz halten.
Hechenberg ist ein idyllischer Ort im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. 48 Einwohner leben derzeit hier. Und jede Menge Tiere. „Unser kleines Bullerbü“ nennt Ehefrau Isabella Miller (36), den Landgasthof mit Hotelbetrieb. Neben den Schafen haben ein paar Hühner hier ihr Zuhause („Sie liefern frische Eier für das Frühstück der Hotelgäste.“), in den Ästen hängt ein Insektenhotel.
Das Fleisch, das im Moarwirt verarbeitet wird, stammt aus artgerechter Aufzucht. Möglichst aus der nahen Umgebung. Vergangenes Jahr wollte sich Sebastian Miller eigene Schweine in Freilandhaltung zulegen – doch dann kam Corona und machte die Pläne zunichte. Und viele andere auch. „Wir sind zum Nichtstun verdonnert“, sagt der Wirt. Trotzdem hat er die Entscheidung nie bereut, nach Hechenberg zu gehen. Das war im Jahr 2017.
Dabei hatte der gebürtige Münchner einst ganz anderes vor: Nach dem Abitur studierte er Betriebswirtschaftslehre – und jobbte nebenher in der Gastronomie. Dabei lernte er seine spätere Partnerin, eine Restaurantfachfrau, kennen. Es dauerte nicht lange und Sebastian Miller sattelte um: Kochlehre statt BWL-Studium. „Das Beste, was ich tun konnte.“
Nach zwei Jahren Selbstständigkeit im Fränkischen, zog es die Millers zurück nach Oberbayern, Ehefrau Isabella stammt vom Tegernsee. Seitdem lautet ihr Motto am Moarwirt „Mit Liebe erdacht, mit Herzblut gemacht“. Zu dieser Lebens-Philosophie gehört auch nachhaltiges Wirtschaften. In der Küche, bei der Auswahl der Lebensmittel, ebenso im übrigen Haus. Sowohl die Kosmetika im kleinen Hotel sind Bio-zertifiziert, als auch die Putzmittel. Für ihr Gesamtkonzept haben die Millers erst in diesem Frühjahr einen grünen Michelin-Stern für Nachhaltigkeit eingeheimst. „Das ist eine schöne Anerkennung.“
Für die Gerichte von Sebastian Miller heißt Nachhaltigkeit, dass sie zunächst vegetarisch erdacht und bei Bedarf mit Fleisch und Fisch ergänzt werden. Das Buchweizenrisotto, das Sebastian Miller heute kocht, ist ein Beispiel dafür. „Buchweizen ist ein außergewöhnliches Lebensmittel.“ Er schmeckt wie ein Getreide, ist aber keines. Anders als Reis, wird der Buchweizen zunächst geröstet und dann im Wasser gekocht, erklärt Miller.
Im April 2021 sitzt Sebastian Miller in seiner Gaststube, viel ist derzeit nicht zu tun. „Das ändert sich hoffentlich bald“, sagt der Wirt. „Wir wären bereit.“ Habe die Ehre, prangt schon auf den neu gestalteten Speisekarten aus Lodenstoff. Der Moarwirt, ein Ort zum Wohlfühlen eben durch und durch.
Der Moarwirt
Das Bio-Landhotel mit Gastronomie und großen Wirtsgarten findet man an der Sonnenlängstr. 26 in 83623 Hechenberg / Dietramszell. E-Mail: kontakt@moarwirt.de. Telefon: (08027) 1008. Zurzeit nur Essen to go, Vorbestellung nötig.
Beliebt ist der Moarwirt nicht nur bei Ausflüglern, hier wird auch gerne geheiratet. Dazu muss man aber rechtzeitig dran sein.