Frühling auf dem Teller

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Normalerweise würde im Fürstenfelder jetzt Hochbetrieb herrschen. Die Gartentage ständen kurz bevor, mit erwartungsgemäß bis zu 45 000 Besuchern, zwei Hochzeiten an einem Wochenende und natürlich jede Menge Ausflügler. 1000 Essen sind an solchen Tagen keine Besonderheit. „Wir lieben die Betriebsamkeit“, sagt Gerhard Kohlfürst (53), der Chef von 80 Festangestellten und um die 40 Aushilfen ist. Zum Unternehmen in Fürstenfeldbruck gehören Hotel, Restaurant, Biergarten und gastronomische Versorgung auf dem Gelände des Kloster Fürstenfeld.

Doch Kohlfürst und seine Mannschaft sind derzeit zum Nichtstun verdammt. Und so wird es die nächsten Wochen auch bleiben. Ein Stillstand, der den Pächter stresst, „es geht uns allen an die Substanz“. Denn: „Wir fangen gerade an, die zweite Hochzeitssaison zu verschieben“. Nach 2020 ist auch in diesen Tagen nicht klar, ob sich die Brautpaare im Wonnemonat Mai im gewünschten Rahmen das Ja-Wort geben können. Viel Arbeit, aber kein Ertrag, weil nichts stattfinden kann.

Das Fürstenfelder mit seinem wunderschönen Gewölbe ist eine gefragte Location, wie man so schön auf neudeutsch sagt. Deshalb verwundert es kaum, als Kohlfürst sagt: „Wegen der gesamten Umplanerei sind wir für 2022 schon komplett ausgebucht.“ Wer jetzt ans Heiraten im großen Kreis denkt, kann sein geplantes Hochzeitsdatum auf 2023 legen.

„Der Neustart nach der Corona-Krise wird eine große Herausforderung werden.“ Das Fürstenfelder hat im zweiten Lockdown den Komplettbetrieb heruntergefahren, die Kühlhäuser sind ausgeschaltet, alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, viele Service-Kräfte haben mittlerweile sogar die Branche gewechselt. „Wenn wir grünes Licht zum Öffnen bekommen, dann brauchen wir auch die Sicherheit, dass wir länger öffnen dürfen. Das ewige Auf und Zu richtet nur Schaden an.“

Doch nicht nur für Großveranstaltungen sind Kohlfürst und sein Team bekannt. Von Anfang an hat der gebürtige Österreicher auf Bio und Nachhaltigkeit gesetzt. Der „Guide Michelin“ hat diese Art zu wirtschaften in diesem Frühjahr mit einem „Grünen Michelin Stern“ gewürdigt. „Das hat uns sehr gefreut“, sagt Kohlfürst.

Die Lebensmittel sind nicht nur nur bio-zertifiziert, dem Unternehmen ist auch wichtig, dass sie aus der Region stammen. Einer, der die Landwirte im Umfeld gut kennt, weil er selber ein Bauer im Nebenerwerb ist, steht im Fürstenfelder am Herd: Andi Wagner (31). Seit vier Jahren kocht der junge Mann im Fürstenfelder eine modern bayerische Küche. Zuhause, auf dem Hof in Gernlinden, züchtet er Pinzgauer, eine alte, regionale Rasse, und Getreide.

„Von der Landwirtschaft kannst nicht leben“, sagte ihm seine Mutter, als Andi Wagner überlegte, was er werden wollte. Deshalb lernte er Koch. Nach der Ausbildung ging er nach München, zuletzt arbeitete Wagner bei Feinkost Käfer. Am liebsten kocht der junge Mann, was ihm selbst schmeckt – „ich lasse mich gern auf dem Markt inspirieren“. So ist Wagners Küche automatisch saisonal.

Das Speiseangebot im Fürstenfelder ist vielfältig, es gibt Fleischgerichte genauso wie vegetarische und vegane Gänge. „Wir wollen niemanden bevormunden“, lautet die Philosophie bei der Zusammenstellung der Karte. Eine abwechslungsreiche Küche, die man hoffentlich bald mal wieder vor Ort genießen kann.

Fürstenfelder

Fürstenfeld 15, 82256 Fürstenfeldbruck, Telefon 08141-88875410, www.fuerstenfelder.com. Öffnungszeiten (sobald erlaubt): Montag bis Freitag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23 Uhr, Samstag 11.30 bis 23 Uhr, Sonntag 11 bis 21 Uhr.

Biergarten: Werktags ab 14.30 Uhr, Wochenende ab 11 Uhr.

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