„Die besten Schinken wachsen an den Eichen“

von Redaktion

DIE GESCHICHTE DER WALDSCHWEINE

Die Waldweide mit Schweinen gilt vielen als überholte und antiquierte Nutzungsform vergangener Zeiten. Heute geht´s um Effizienz. Außerdem ist man meist der Meinung, dass Schweine den Gewinn beim Holzeinschlag minimieren. Auch das war früher ganz anders! Schon bei den Germanen standen Eichen unter Schutz, sie waren heilige Bäume aber auch Brotbäume. Ab dem Mittelalter wurden in Deutschland nach und nach Forstordnungen erlassen, die immer auch Regelungen für die Eichelmast beinhalteten. Sie wurde als erste Nutzung mit Gebühren belegt und die Erlöse aus der Nutzung der Mast waren um ein Vielfaches höher, als die des Holzverkaufs. Man konnte beides unter einen Hut bringen, es entstanden Mittel- und Hutewälder.

Der Mittelwald besteht aus einem Niederwald, bei dem die Bäume regelmäßig alle 20 bis 30 Jahre bis auf den Stock gefällt wurden, rundum aber in größerem Abstand einige Eichen stehen blieben. Ähnlich die Hutewälder (auch Hut- oder Hudewald), die neben den großkronigen Eichen auch eine geschlossene Grasnarbe unter den Fruchtbäumen hatten, wo neben Schweinen auch Grasfresser – Rinder, Schafe oder Ziegen – weideten. Bis heute kennt womöglich mancher noch den alten Spruch „Die besten Schinken wachsen an den Eichen“, was auf die Qualität des Fleisches aus Waldmast hinweist.

Als Agrarexperte Hans-H. Huss zu recherchieren begann, konnte er feststellen, dass diese Form der Haltung einen sehr hohen Stellenwert in der bäuerlichen Wirtschaftsweise über Jahrhunderte hatte. „Viele Bilder, Kalenderblätter und Texte zeigen die Eichelmast“, erklärt er. „Allerdings ist die Quellenlage sehr lückenhaft. Für Teilbereiche, wie beispielsweise der Besatzdichte von Schweinen in Wäldern, gibt es keine verlässlichen Aussagen.“

Prinzipiell hat man mit den Hausschweinen den Lebenszyklus der Wildschweine übernommen. Demnach wurden die Tiere im Frühjahr und Sommer in den morastigen Flussauen und für Rinder wertlosen Sümpfen geweidet. Erst wenn die Eicheln und Bucheckern reif waren, zog man mit den Tieren in die Wälder. „Das Wort Mast kennzeichnete ursprünglich die als Speise dienenden Baumfrüchte. Später wurde es auf die Eicheln und Bucheckern als Schweinefutter eingeschränkt!“, weiß Huss. Heute steht „Mast“ für das „Fettmachen“ von Tieren generell, aber ursprünglich ging es um die Mast der Schweine im Wald! Und die Herden wurden in der Vorzeit auch gut gelenkt.

„Schweine lassen sich viel besser als alle anderen Nutztiere akustisch konditionieren, d. h. sie folgen Hirten auf Signale oder Rufe.“ Herden mit einer Größe von mehr als hundert Tieren konnte man von einem Schweinehirten und maximal zwei Helfern betreuen lassen. Übrigens auch auf den Dorfangern. Es war oft der Fall, dass jeder Bauer nur eine Sau besaß und alle Sauen der Dorfgemeinschaft wurden in der Frühe ausgetrieben und vom Hirten gelenkt. Diese durchaus angesehenen Burschen bekamen damals üblicherweise jeden Tag von einem anderen Bauen im Dorf Nahrung und Getränke.

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