Der Wein steht im Vordergrund

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Wein statt Bier. Das ist für Oscar Zorzetto (45) neu. Zumindest in München. Denn bisher kam der gebürtige Italiener wegen des Gerstensafts in die Landeshauptstadt. Ein Besuch auf dem Oktoberfest mit Freunden war für ihn jedes Jahr obligatorisch. Selbstredend am Italiener-Wochenende. „Der Wiesn-Besuch ist für uns Norditaliener so selbstverständlich wie für die Münchner eine Reise an den Gardasee.“

Der Restaurantleiter sagt dies in fließendem Deutsch, nur ein leichter Akzent verrät noch seine Herkunft. „Ich habe mehrere Jahre in Regensburg gelernt“, fügt der Gastronom hinzu. Außerdem hat er Deutsch bereits auf der Hotelfachschule in Italien gelernt.

Dass das Bier jetzt für ihn an Bedeutung verloren hat, daran ist nicht nur Corona und die erneut abgesagte Wiesn schuld. Oscar Zorzetto wohnt seit Januar in München. Er hat seine Heimatstadt Peschiera del Garda, am Südufer des Sees mit der Isarmetropole getauscht, um im neu eröffneten Masi zu arbeiten. Noch fremdelt er ein bisschen, wenn er sich in der City bewegt. „München ist einfach eine Großstadt, das bin ich nicht gewohnt.“

Doch sobald er das „Masi“ im Camparihaus an der Maximilanstraße betritt, ist er in seiner Welt. Das Weinimperium Masi hat soeben an einer der einst angesagtesten Ecken Münchens seine gleichnamige Winebar eröffnet – mit einem Jahr Verspätung. Ursprünglich war der Start für das Frühjahr 2020 angedacht.

Ein Ort mit Gastronomie-Geschichte: Im Camparihaus kredenzte einst der legendäre Charles Schuhmann seine Cocktails. Jetzt gibt es dort Wein statt Cocktails. Und noch viel mehr. Vom schnellen Espresso auf dem Weg ins Büro, über das Frühstück am Vormittag, dem Lunch, einem Aperitif sowie Casual oder Fine Dining bietet das Masi zu jeder Tageszeit seinen Gästen adäquates italienisches Lebensgefühl.

Masi Wine Bars gibt’s bereits in Zürich und Cortina d’Ampezzo. Und jetzt auch in München, eine Stadt die sich selbst gerne als „nördlichste Stadt Italiens“ bezeichnet. „Wir fühlen uns den Münchnern sehr verbunden.“ Schließlich sind sie nicht nur Biertrinker, sondern auch bekennende Wein-Liebhaber. Das passt zu Masi. Denn hier steht der Wein im Mittelpunkt. „Der Gast wählt zuerst seinen Wein und erhält dann Vorschläge für harmonierende, venezianisch inspirierte Gerichte“, erklärt Restaurant-Leiter Oscar Zorzetto. „Wir wollen die Geschichte unseres Weines erzählen, den Wein erlebbar machen.“ Der 45-Jährige arbeitet seit fünf Jahren im Unternehmen.

Masi ist der führende Amarone-Hersteller aus der Valpolicella. Es ist das Herstellungsverfahren eines Amarone, das ihn so besonders macht, erklärt Oscar Zorzetto. „Der Costasera wurde im sogenannten Appassimento-Verfahren hergestellt.“ Dabei werden die Trauben zunächst in speziellen Holzregalen auf Bambusmatten getrocknet. Dadurch verlieren die Trauben während der Wintermonate einen Großteil ihres Wassergehalts. Das Ergebnis sind Beeren, die wie Rosinen anmuten und einen unwahrscheinlich intensiven Rotwein entstehen lassen. „So haben die alten Römer bereits ihren Wein hergestellt“, sagt der Wein-Fachmann stolz. Das Unternehmen, für das er arbeitet, hat das Verfahren modernisiert. Wer so einen -wein probieren will, muss nicht gleich eine ganze Flasche kaufen. In der Masi Winebar können alle Weine offen als 0,1-Glas bestellt werden und „so die Vielfalt des Weinsortiments kosten. So schmeckt Italien.

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