Hongmei Ivy Zhang liebt Dim Sum. „Das schmeckt nach Heimat.“ Dim Sum ist eine Spezialität der kantonesischen Küche und bedeutet wörtlich übersetzt „kleine Herzwärmer“. Bei den Häppchen handelt es sich um Teigtäschchen, die mit den unterschiedlichsten Füllungen serviert werden. „Meist werden Dim Sum gedämpft, doch wer keinen Dämpfer hat, brät sie in der Pfanne. Die Asiatin erklärt: „Dim Sum gibt es in China den ganzen Tag – zum Frühstück, mittags, nachmittags. Dazu trinken wir Tee.“
Hongmei Ivy Zhang steht in ihrer Münchner Küche und macht Dim Sum, so wie sie es einst von ihrer Großmutter im Norden Chinas, an der Grenze zu Tibet, gelernt hat. Alles wird mit der Hand gemacht – der Teig geknetet, gerollt und geformt, die Füllung vorbereitet. „In China kocht die ganze Familie am Wochenende zusammen. Da übernimmt jeder einen einzelnen Schritt“, erzählt die Jung-Unternehmerin. Tradition wird in ihrer Familie noch groß geschrieben.
Die junge Chinesin kam vor knapp vier Jahren im Rahmen eines Austauschprogramms nach München an die Technische Universität. „Eigentlich wollte ich in Italien ein Austauschsemester machen, doch das hat nicht geklappt.“ Deshalb München.
Wenn sie ihren neuen Freunden an der Uni eine Freude machen wollte, kochte Hongmei Ivy Zhang Dim Sum. Denn Dim Sum stehen für wunderschöne Kindheitserinnerungen. „Daran wollte ich meine Freunde teilhaben lassen.“
Wer bei ihr zum Essen eingeladen wurde, war glücklich. „Alle liebten meine Dim Sum.“ Irgendwann war die Idee geboren, aus dem Dim-Sum-Zubereiten einen Beruf zu machen. „Ich gründete deshalb mit meinem Studienfreund Kevin Brück das Start- up Yumbau für Dim Sum.“
Die erste Hürde war, dass die meisten Deutschen bei chinesischem Essen erst einmal an viel Glutamat denken. „Wir machen aber genau das Gegenteil. Wir suchen unsere Produzenten gezielt aus, legen Wert auf biologisch erzeugte Produkte.“ Das sei nicht immer einfach zu finden. Drei Jahre haben Hongmei Ivy Zhang und Kevin Brück gebraucht, um die Zutaten in der gewünschten Qualität zu finden, selbst die Garnelen, die sie für die Füllung verwenden, werden in der Nähe von München aufgezogen. Auch dass die Leute den chemischen Geschmack der chinesischen Küche gewohnt sind, war für Hongmei Ivy Zhang und ihre Mitstreiter anfangs nicht ganz einfach. Mittlerweile werden die kleinen Herzenswärmer in Sauerlach bei München produziert. Das erklärte Ziel der Jungunternehmer: „Die besten Dim Sum sollen künftig aus München kommen und nicht aus China.“
Sogar in die Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ hatte „Yumbau“ seinen Auftritt. „Darauf sind wir sehr stolz.“ Doch auch wenn die chinesischen Teigtaschen die Löwen überzeugten, zu einem Deal kam es nicht. Die Löwen scheuten den hohen Aufwand, der mit Tiefkühlprodukten verbunden ist.
„In das Tiefkühlregal haben es die Produkte von Yumbau mittlerweile trotzdem geschafft“, erzählt Hongmei Ivy Zhang stolz. „Unsere Supermarktkunden sind Menschen, die die asiatische Küche in hoher Qualität mögen, aber in ihrem stressigen Alltag oft keine Zeit mehr haben, selbst lange zu kochen.“ Der Verbraucher kann zwischen sechs verschiedenen Sorten Dim Sum und zwei Saucen wählen.
Doch zurück in die Münchner Küche. Geschickt hat Hongmei Ivy Zhang die Dim Sum geformt. Während sie die Teigtaschen liebevoll formt – „gelernt ist gelernt“, lacht sie. Die Dim Sum sind bereit zum Essen.
Demnächst nimmt sie ein weiteres Projekt in Angriff: „Ich will die deutsche Sprache lernen. Dazu hatte ich bislang keine Zeit.“ Denn München ist ihr ans Herz gewachsen.