Ihr liebster Ort in München? „Der Friedensengel bei Sonnenuntergang an einem schönen Sommertag.“ Wenn es die Zeit zulässt, setzt sich Birgit Bremberg auf ihr Fahrrad: „Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Fahrrad die Stadt zu entdecken.“ Überall gib es lauschige Plätze, wie St.-Anna-Platz im Lehel oder den Wiener Platz. Die Stadt an der Isar ist ihr Heimat geworden, „hier fühle ich mich wohl“.
Vor über 20 Jahren ist Birgit Bremberg einst nach München gekommen. Doch ihre Wiege stand im Ruhrgebiet, das sie liebevoll „Pott“ nennt. Mit dem bekannten Intendanten August Everding, der einst die Wiedereröffnung des Münchner Prinzregententheaters initiierte, hat sie gemeinsam, dass beide im Bottrop geboren wurden und Kunst lieben. Doch dazu später mehr.
Denkt man ans Ruhrgebiet, hat man Ruß, Bergarbeiter und Proleten im Kopf. „Nichts als Klischees. Schade, dass die wenigsten dort Urlaub machen.“ Denn der Pott habe heutzutage viel zu bieten: Das Ruhrgebiet ist grün und kunstinteressiert. Das Designmuseum in Essen oder die stillgelegte Zeche Hochzoll zeugen davon. München sei aufgrund seiner wundervollen Bauten, der Schlösser und der Geschichte berühmt, der Pott musste sich jedoch im 21. Jahrhundert neu erfunden, um attraktiv zu bleiben, vergleicht Birgit Bremberg die beiden Regionen in Deutschland miteinander.
Die Bottroperin ist zusammen mit drei Geschwistern aufgewachsen. Sie war die Wildeste, die heute noch den Spitznamen „Strippenzieherin“ weghat. Am Wochenende fuhr die Familie früher oft ins Sauerland, stellte ein Zelt auf und genoss das Leben im Grünen. Weil wohl keiner auf die kleine Birgit achtgab und ihr „fürchterlich langweilig“ war, suchte sie nach einer Schere und zerschnitt kurzerhand die gespannten Zeltschnüre. „Seitdem bin ich in der Familie die Strippenzieherin.“
Das Ruhrgebiet ist bodenständig, „es zählt nicht, was du hast, sondern wie du bist“. So sei auch die Küche. Schnörkellos und einfach, man verwendet, was im Garten wächst oder was es gerade auf dem Markt zu kaufen gibt. Die gefüllten Kohlrabi schmecken für sie nach Heimat, der Nachtisch geht „ratzfatz“.
Birgit Bremberg liebt die alte Heimat. Doch schon als junges Mädchen wollte sie Neues entdecken. „Deshalb bewarb ich mich mit 15 Jahren bei der Lufthansa.“ Beim ersten Anlauf freilich klappte es allein aus Altersgründen nicht. 14 Jahre später, nach einem Studium der Kunstgeschichte („Ich habe kurz mal damit geliebäugelt, Lehrerin zu werden.“), wurde dann doch noch etwas aus der Fliegerei. „Ich habe es geliebt.“ Doch als sie mit 55 Jahren die Altersgrenze erreichte, suchte sich die Stewardess ein neues Standbein und machte ihre Passion, die Kunst und die Kunstgeschichte, zu ihrem Thema. Unter dem Motto „Da schau her“ bietet Birgit Bremberg seitdem Stadtführungen durch München an. In dieser Tätigkeit kann sie alle ihre Leidenschaften miteinander verbinden: Menschen, die Kunst, an der frischen Luft unterwegs sein und mit Kindern zu arbeiten. Sie selbst ist 1998 Mutter eines Sohnes geworden. „Da schau her“, sorgt für informatives und sinnliches Erleben der Weltstadt mit Herz. Alteingesessene will sie genauso ansprechen wie Neumünchner und Touristen. „Das gemeinsame Entdecken soll dabei im Vordergrund stehen“, erklärt Birgit Bremberg. Und danach wird eingekehrt – wie man es im Pott auch machen würde.
München und der Pott haben eben doch so manche Gemeinsamkeiten. Und die gefüllten Kohlrabi und der Nachtisch Ratz-Fatz schmecken hier wie dort.