Pfefferminze: Ein Kraut für alle Fälle

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Die Gemeinde Eichenau im Landkreis Fürstenfeldbruck war einmal in ganz Europa als Anbaugebiet hochwertiger Pfefferminze bekannt. Heute erinnert nur noch das Pfefferminz-Museum an diese Tradition. Vorstand des Fördervereins ist Hans Kugler (71). Er erzählt: „Die Kraut-Ernte war einst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde.“

1918 hatte Adolf Pfaffinger die Pfefferminze in Eichenau eingeführt. Die ursprünglichen Pflanzen stammten aus Weihenstephan. Die Anbauflächen wuchsen kontinuierlich. 1939 bauten die Eichenauer auf 400 000 Quadratmetern insgesamt 45 000 Kilogramm Pfefferminze an. Für viele Eichenauer eine wichtige Erwerbsquelle.

„Auch meine Mutter und meine Großmutter verdienten sich mit Teezupfen etwas dazu. Grasen nannte man das“, berichtet Hans Kugler von früher.

Doch nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden die Teeanbauflächen nach und nach. Heute sind es nur noch rund 1000 Quadratmeter, die im Ort mit Pfefferminze angebaut werden. Betrieben vom Förderverein Pfefferminz-Museum Eichenau.

Gerade ist die Ernte eingefahren worden. „Es war ein ordentliches Teejahr“, zeigt sich Hans Kugler zufrieden. Die Mitglieder des Vereins haben rund 200 Kilogramm Pfefferminztee geerntet, der in diesen Tagen abgepackt und ab sofort zum Verkauf angeboten wird.

Die Nachfrage danach wächst stetig. Und wie gesagt: Der Ruhm des Eichenauer Tees reicht bis in die Regierungshauptstadt. „Angela Merkel ist unsere prominente Kundin“, wie sich der Fördervereins-Vorsitzende freut. Zum Ende von Merkels Amtszeit soll noch mal ein Päckchen ins Kanzleramt gehen.

„Mein Vater hatte vor 35 Jahren die Idee, einen Förderverein ins Leben zu rufen“, erzählt Hans Kugler. 1980 hatte der letzte Bauer den gewerbemäßigen Pfefferminzanbau aufgegeben. Die Geschichte Eichenaus sollte nicht verloren gehen, so die Intention damals. Gerade mal 100 Quadratmeter bewirtschaftete die Gruppe anfangs.

Hans Kugler führt das Andenken fort. „Es ist ganz schön viel Arbeit“, sagt seine Frau Hannelore. Gerade jetzt zur Erntezeit. Die Nachfrage nach dem Tee ist enorm: „Wir könnten die doppelte Anbaufläche bewirtschaften – doch das würden die Mitglieder nicht schaffen.“ Sie kümmern sich zusätzlich um den Museumsbetrieb.

Pfefferminze spielt auch in der Küche von Hannelore und Hans Kugler eine wichtige Rolle. „Ich liebe es, neue Rezepte auszuprobieren“, sagt Hannelore Kugler und verweist auf ihre umfangreiche Kochbuch-Sammlung. „Besonders in der arabischen Küche kommt die Minze zum Einsatz“, sagt die versierte Hobbyköchin.

Während in Eichenau nur die sogenannte Mitcham-Minze angebaut wird, gibt es weltweit hunderte von verschiedenen Sorten.

„Im Winter liebe ich den Tee“, sagt Hannelore Kugler. Doch jetzt genießt sie es, die frischen Kräuter zu verwenden. Schon beim Zupfen der Blätter verbreiten die ätherischen Öle einen intensiven Duft in der Küche.

Das Lieblingsgericht der Kuglers: Karottengratin mit Minze. „Geht schnell, ist einfach und schmeckt einfach himmlisch.“ Der Lohn für das mühevolle Grasen, wie beide mit einem Grinsen sagen.

Pfefferminz-Museum

Das Pfefferminzmuseum an der Parkstraße 43 (im Nebengebäude der Starzelbachschule) in Eichenau informiert über Anbau, Ernte und Trocknung der Mentha piperita L, über ihre Heilkraft und über die Geschichte der Minze in der Gemeinde sowie über andere früher im Ort angebaute Heil- und Gewürzkräuter.

Das Museum hat jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Dort gibt es auch den Pfefferminz-Tee zu kaufen (so lange der Vorrat reicht).

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