München – Diffuse Rückenschmerzen, Sehnenreizungen oder Schulterprobleme, die trotz ärztlicher Behandlungen immer wiederkehren – das fällt in das Fach des ganzheitlich arbeitenden Diplom-Sportwissenschaftlers und Schmerzspezialisten Petar Georgiev und seines Teams, zu dem auch Osteopathen gehören: „Wir kennen heute Zusammenhänge, von denen man noch vor gut zehn Jahren nicht viel wusste,“ bestätigt der Leiter des Therapiezentrums ExaktAktiv am Westpark (siehe unten). Viele Erkenntnisse stammen aus intensiven medizinischen Forschungen im US-Profisport. Sportwissenschaftler Petar Georgiev saß als langjähriger Basketball- und Athletiktrainer der 2. Mannschaft und der Bundesjugendteams des FC Bayern Basketball direkt an der Quelle. Erkenntnisse, die heute seinen Patienten mit oft langen Leidensgeschichten zugutekommen. Denn die ganzheitliche Physiotherapie spürt überraschende Zusammenhänge im Körper auf. Fünf typische Praxis-Beispiele lesen Sie hier:
Zahnprobleme
Zahnmedizinische Eingriffe – auch Zahnspangen, Beißschienen und nächtliches Knirschen – haben Einfluss auf die Kiefergelenkstellung. Stimmt der Biss nicht, können Fehlstellungen in Bruchteilen eines Millimeters (Mü) ernste Folgen haben. „Das Kiefergelenk ist mit dem 1. Halswirbel (Atlas) verbunden. Besteht dort eine Blockade, kann sich von oben nach unten die Statik des Körpers verstellen“, so Petar Georgiev. Die Erklärung: Kiefer- und Hüftgelenk sind baugleich im Aufbau und miteinander verbunden über seitliche Faszien – das Bindegewebs-Netzwerk des Körpers, dass die Choreographie sämtlicher Bewegungen und auch die Übertragung der Kräfte von Muskel zu Muskel steuert. „Ist diese Kommunikation durch Fehlstellungen und Blockaden gestört, kann sich z. B. die Hüfte verschieben. Es entstehen veränderte Spannungszüge, die die Statik im Knie, in der Wade, im Fußgelenk verändern können.“ Die Folge: „Schmerzen, die sich oft an der schwächsten Stelle zeigen.“ Georgiev und seine Kollegen arbeiten darum auf Wunsch der Patienten vor geplanten Eingriffen mit Zahnärzten und Orthopäden in dem Ärztehaus zusammen.
Achillessehne
Verändern sich Statik und Spannungsverhältnisse des Körpers, bemerkt der Patient zunächst nichts. Betroffen sind davon aber sieben von zehn Menschen. Häufigste Ursache: „Einseitige Belastung im Stehen. Kaum jemand steht gleichmäßig auf beiden Füßen. Achten Sie mal drauf an der Bushaltestelle“, schmunzelt Petar Georgiev. Falsche Haltung belastet Atlas, Lendenwirbel und das Sprungbein im Fußgelenk. Es entsteht eine Beckenverschiebung samt Überspannung. „Der Schmerz setzt meist da ein, wo die Kette endet, z. B. an der Fußsohle.“ Die Folge: „Fersensporn oder Schmerzen an der Achillessehne.“ Und noch ein Klassiker: „Die Statik des Beckens kann sich bereits verschieben, wenn Ungeübte barfuß länger durch Sand laufen.“
Rückenschmerzen
Der Beckenboden ist wie ein Trampolin. Er wird auf natürliche Weise gekräftigt,wenn der Mensch normal läuft. Falsche Körperhaltung und langes Sitzen kann dieses Kraftzentrum verschieben. Der Reiz kommt nicht mehr an. Die Muskulatur verkümmert: „So haben wir Zug auf die umgebenden Strukturen. So entstehen tiefsitzende, immer wiederkehrende Rückenschmerzen.“ Das Fatale: „Die Beckenbodenmuskulatur gehört zu den vier, fünf Muskelgruppen, die vor Rückenschmerzen schützen“, so Georgiev. Gegen Schmerzen helfen gezielte Bewegungen unter Anleitung des Physiotherapeuten.
ISG-Blockade
ISG – drei Buchstaben, die für heftige, oft einseitige Schmerzen im unteren Rücken stehen: Das Iliosakralgelenk (ISG) ist eine Gelenkverbindung zwischen Kreuz- und Darmbein. Tritt dort eine Verrenkung oder Blockade auf, kann der Orthopäde die Schmerzen mit einer Kortison-Injektion lindern. Gelöst ist das Problem damit nicht: „Wir müssen die hüftstabilisierende Muskulatur stärken, die bei fast jedem ungleich ausgeprägt ist.“ Die verkürzte vordere Muskulatur zieht mit der Zeit die Hüfte einseitig nach vorne. Folge: Im ISG wird es eng. Zu eng. Physiotherapeuten können mit einem Training der Bein-, Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur dafür sorgen, dass die Hüfte stabilisiert wird und sich das ISG entspannt. Der wahre Übeltäter ist häufig der verkürzte Hüftbeuger. „Im Sitzen verkürzt sich dieser Muskel um die Hälfte – ebenso, wenn man in der Seitenlage mit angezogenen Beinen schläft oder viel Fahrrad fährt.“ Die Physiotherapie hat dafür spezielle Übungen gegen die Dysbalance und für die Dehnung und Faszien-Behandlung parat.
Schulterschmerzen
Scheinbar unerklärliche Schulterschmerzen entstehen oft durch jahrelange Fehlhaltungen, z. B. am Schreibtisch. Auch Stress und Sorgen sind Auslöser: „Unbewusst gehen wir in die Defensive. Wir rollen uns ein, ziehen die Schultern hoch und den Kopf ein. Viele tun das auch im Schlaf und wachen total verkrampft auf.“ So verkürzt sich die Brustmuskulatur, die hintere Schultermuskulatur wird überspannt und geschwächt. „Mit der Zeit kann die Muskulatur diese Spannung nicht mehr kompensieren.“ Auch deshalb können Sehnen oder Muskeln reißen. „Schulterprobleme haben statistisch gesehen die Volkskrankheit Rücken schon abgelöst“, so Georgiev. Denn Schultern (und Knie) sind Gelenke, die die volle Bewegung lieben: „Aber wer macht im Alltag schon diesen vollen Bewegungsablauf?“
Auch die Psyche spielt eine große Rolle: „Schmerzen resultieren oft aus versteckten Sorgen, die sich dann körperlich bemerkbar machen.“ Auch diese sollte man beim Arzt ansprechen, sagt Georgiev: „Alle Hinweise sind sehr wichtig für die richtige Behandlungsstrategie.“
Kontakt:
Therapiezentrum ExaktAktiv, Hansastr. 27 E,München
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