Die Wiese deckt den Tisch

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Ulla Menke steht in ihrem Garten. Den größten Teil davon nimmt eine Wildblumenwiese ein. „Es ist jedes Jahr spannend, was wächst“, sagt die Kräuterpädagogin und führt schon gleich die wichtigste Regel auf: „Nur sammeln, was man wirklich kennt und bestimmen kann.“

„Schöne Blumen lassen wir stehen“, fügt die Fachfrau hinzu und zeigt auf den Gelben Hahnfuß, im Volksmund auch gerne wegen seiner knallgelben Blüte Dotterblume genannt. „Der ist unheimlich giftig“, erklärt Ulla Menke und sagt: „Deshalb sollte man ihn auch einfach stehen lassen.“ Vor dem Weiterverarbeiten werden Kräuter gewaschen und sicherheitshalber nochmals kontrolliert.

Ulla Menke wuchs einst am Waldrand auf, das Spielen in freier Natur war für sie selbstverständlich. Als ihre beiden Töchter klein waren und ihr in München nur die begrenzten Flächen von Spielplätzen zur Verfügung standen, reifte in ihr der Entschluss, wieder aufs Land zu ziehen. Die Familie ließ sich in Miesbach nieder.

20 Jahre ist das her. Die studierte Theaterwissenschaftlerin und ausgebildete Physiotherapeutin hat in der Natur seitdem ihre Erfüllung gefunden: Vor 16 Jahren machte sie zusätzlich eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin. Mittlerweile ist sie die Vorsitzende der Miesbacher Kräuterpädagogen. Ihr ist es geglückt, all ihre beruflichen Bereiche miteinander zu verbinden: „Ich kann in der Erwachsenenarbeit alle meine Kenntnisse einbringen.“

Ulla Menke liebt die Natur. Ihre jüngste Entdeckung ist das Waldbaden – Baden in der Luft des Waldes. „Herrlich entspannend“, schwärmt die Kräuterpädagogin und erklärt, dass dieser Trend aus Japan kommt. Dabei gehe es nicht um Wandertouren oder Survivaltrainings. Vielmehr sei es an der Zeit, den Wald mit all seinen Sinnen zu erfassen und auf sich wirken zu lassen. Die ätherischen Öle der Bäume spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn sie sollen einen großen Einfluss auf Körper und Geist generieren. Die Japaner haben erforscht, dass sich das Waldbaden positiv auf das Immunsystem auswirkt. Deshalb Ulla Menkes Tipp: „Einfach mal wieder durch den Wald schlendern.“

Doch zurück in den Garten. Den meisten Hobbygärtnern ist der Giersch ein Dorn im Auge. Dabei stand er bis ins 16. Jahrhundert auf dem Speisezettel unserer Vorfahren. „Es ist eines unserer ersten Wildgemüse. Erst der Spinat hat den Giersch verdrängt.“ Giersch schmeckt auch im Limo oder als Pesto. Er ist wegen seiner Bitterstoffe und seines hohen Vitamin C-Gehalts so gesund. Wer Giersch nicht kennt: „Wenn man an ihm reibt, riecht er nach Karotte.“

Wer mit Ulla Menke unterwegs ist, erfährt nicht nur die reinen Fakten, die man rund ums Kräutersammeln zwangsläufig wissen muss – sie liebt es, dazu Geschichten zu erzählen – „viele unserer heimischen Kräuter sind magisch aufgeladen“. So wie beispielsweise der Gundermann, der nicht nur Heilkräfte besitzt. So heißt es auch, wenn man einen Kranz aus Gundelrebe in der Walpurgisnacht trägt, erkenne man alles Böse.

Wildkräuter sind nicht nur gesund, sie sind auch wegen ihrer vielen Mineralstoffe sehr intensiv im Geschmack. „Deshalb braucht man beim Kochen mit ihnen auch wesentlich weniger Salz, um die Gerichte schmackhaft zu machen.“

Als Einstieg in die Welt der Kräuter empfiehlt Ulla Menke eine Wanderung mit einem Experten – „sonst pflückt man Dinge, die man gar nicht auf dem Teller haben will“. Kontakt beispielsweise unter www.miesbacher-kraeuterpaedagogen.de. Auch wichtig für den Einstieg: In Maßen starten. Der Körper ist die vielen Inhaltsstoffe nicht mehr gewohnt. Ulla Menke ist froh die Kräuter für sich entdeckt zu haben: „Mir würde sonst eindeutig etwas fehlen.“

Und ganz neben bei: „Wildkräuter schmecken einfach himmlisch gut.“

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