Das Bild vom Tellerwäscher zum Millionär ist vielbemüht. Doch auf Cihan Anadologlu trifft dieser Satz irgendwie zu: Die Eltern stammten ursprünglich aus der Türkei, kamen zum Arbeiten in die schwäbische Kleinstadt Giengen und zogen dort ihre beiden Söhne „mit wenig Geld, aber viel Liebe“ groß. Für den jungen Türken stand jedoch bald fest: „Das ist mir zu wenig. Ich will raus.“
Als 17-Jähriger ging er in die USA – „ich wollte Basketballprofi werden“. Doch als dieser Traum zerplatzte, zog er zu seiner Tante nach New York, um dort im „Four Seasons“ an der Bar zu arbeiten. Basketballprofi oder Gastronom – das waren schon immer die beiden Traumberufe von Cihan Anadologlu. Das Problem: Mit gerade mal 18 Jahren war der Deutsch-Türke zu jung für das Arbeiten hinter der Bar – „ich durfte lediglich die Gläser spülen“.
Doch wenn sich Cihan Anadologlu etwas in den Kopf gesetzt hat, versucht er alles, um sein Ziel zu erreichen. Der Satz „Das will ich schaffen.“ treibt ihn zeitlebens an. Auch heute noch.
Dass das „Mandarin Oriental“ („Ein Hotel, von dem ich schon als kleiner Junge geträumt habe.“) ihn mehrmals abwies, spornte den ehrgeizigen jungen Mann nur an. Bis er schließlich die Zusage hatte, dort eine Ausbildung zum Restaurantfachmann machen zu dürfen, die er als Jahrgangsbester abschloss.
So war es auch beim „Schumann’s“. Erst nach mehreren Anläufen stellte ihn Charles Schumann schließlich ein. Die Zeit dort beschreibt der Wahlmünchner als „mit die Schönste in meinem Leben“. Barlegende Schumann ist sein Mentor und nicht umsonst heißt Cihan Anadologlus Sohn, gerade 18 Monate alt, Charles.
Es ist eine erfolgreiche Zeit: In seiner Schumanns-Episode gewinnt Cihan den Oscar für Barkultur in New Orleans. Ein Jahr davor durfte Anadologlu bereits in Hollywood den Oscar-Cocktail kreieren.
So schön die Zeit in Münchens bekanntester Bar auch war, „irgendwann wollte ich auch etwas Eigenes machen“. 2015 eröffnete er seine erste eigene Bar, die gleich im ersten Jahr als „The Most Innovative Bar 2016“ ausgezeichnet wurde.
Die Bar gehört mittlerweile der Vergangenheit an, der umtriebige Gastronom hat eine neue Leidenschaft für sich entdeckt: das Essen. Dieses nimmt für ihn einen immer breiteren Raum ein. Bei seinem derzeit jüngsten Projekt besinnt er sich auf seine türkischen Wurzeln: Nach seinem Döner-Buch „Einmal mit Alles“ hat Cihan Anadologlu einen Imbiss eröffnet: „Hans Kebab“ heißt der Döner-Laden auf der Münchner Leopoldstraße. „Frische Zutaten, hochwertiges Fleisch und mit Liebe gemacht“, lautet das Motto. Und wer mag, kann sich dort den teuersten Döner Deutschlands leisten. Für 35 Euro mit Wagyufleisch – eine Huldigung Japans, „ein Land, das mich begeistert“. Allerdings sollte man schnell sein, der Edel-Burger ist streng limitiert und stets am frühen Abend ausverkauft.
Aus Tierliebe wendet sich Andadologlu immer öfter der fleischlosen Küche zu. „Ein cooler Mix auf dem Teller“ ist auch ohne Fleisch möglich. So wie er selbst einst von seiner Mutter bekocht wurde: „In der türkischen Küche kann man mit den einfachsten Zutaten etwas Besonderes zaubern.“ In diesem Sinn: Afiyet olsun, was auf türkisch guten Appetit heißt.