Daniel Speck ist ein Geschichtenerzähler. Auch in seinem neuesten Buch. Diesmal stehen allerdings keine Familiendramen im Mittelpunkt, sondern die Kulinarik. „Terra Mediterranea“ ist eine Gaumen-Reise um das Mittelmeer. An die Orte, die in seinen drei Romanen „Bella Germania“, „Piccola Sicilia“ und „Jaffa Road“ eine zentrale Rolle spielen. Speck lässt Martina Caruso aus Salina, Jacob Lellouche aus Tunis und Fadi Kattan aus Bethlehem ihre persönlichen Rezepte vorstellen. Drei Köche aus drei Kulturräumen, die eins verbindet: die Freude am Kochen und gemeinsamen Tafeln. Essen als gelebte Identität.
Und so steht der Autor dieser Tage in seiner Küche in München und schnippelt Gemüse. So wie es ihm die drei Profis gezeigt haben. Von seinen Reisen hat er nicht nur die Rezepte mitgebracht, sondern auch deren Geschichten. Ganz abgesehen von den bunten Töpferwaren aus Tunis, dem herben Olivenöl aus Sizilien und den aromatischen Gewürzen aus Bethlehem.
Kochen, das ist für den Beststellerautor mehr als nur reine Essenszubereitung. Am liebsten kocht er selbst für Freunde oder Familie. „Die schönsten Abende erlebt man in der Küche“, sagt er und berichtet von seinen Begegnungen, bei denen er „so viel Gastfreundschaft“ erlebt hat.
„Du kannst nicht über Sizilianer schreiben, wenn du nicht weißt, was bei ihnen auf den Tisch kommt.“ Martina Caruso aus Salina sagte das zu Speck bei dessen Recherchereise zu „Bella Germania“. Seinem Erstlingswerk, das 2016 das erfolgreichste deutsche Debüt war. Damals war die Sizilianerin noch nicht Italiens jüngste Sterneköchin.
Sie setzte dem Autor jeden Tag ein typisches Gericht vor. Was nicht ohne Wirkung blieb: „In ihren Büchern wird ja dauernd gegessen“, stellte irgendwann eine Leserin fest. Auslöser für sein neuestes Werk.
„Terra Mediterranea“ führte ihn auch zu Jacob Lellouche nach Tunis, wo einst drei Religionen in guter Nachbarschaft wohnten, und schließlich nach Bethlehem. Zu Fadi Kattan, der zurzeit der wohl interessanteste Koch Palästinas ist. Einen frischen Fisch wolle er kochen, sagte er zu Speck im Vorfeld am Telefon. Nicht irgendeinen. Der Fisch sollte aus Jaffa kommen, aus dem Fischgeschäft, in dem die Großmutter einst eingekauft hatte, bevor die Mauer stand und das Reisen vom Westjordanland ans Meer verhindert. „Es war ein berührender Moment“, sagt Speck über die Übergabe. Ein Fisch, der Grenzen überwindet, passt deshalb für ihn besonders gut zu Weihnachten. Und natürlich, weil er so gut schmeckt. (Terra Mediterranea. Daniel Speck. Fotos von Gio Martorana. Fischer Verlag. 272 Seiten. 29,90 Euro).