Die Stoffwechsel-Effekte: Was im Körper geschieht

von Redaktion

München – Bevor Sie gleich morgen tapfer ins Eisbad springen oder sich auf neue Sportarten stürzen, um sich abzuhärten, sollten Sie sich vorab beim Hausarzt durchchecken lassen. Denn eine robuste Gesundheit ist die Voraussetzung für diese Form der Stress-Therapie:

Hormesis durch Sport

Die Hormesis, die bei körperlicher Anstrengung aktiviert wird, spielt sich in den Mitochondrien – den Kraftwerken der Zellen – ab. Dabei werden Energie, aber auch Abfallstoffe in Form eines freies Radikals erzeugt, das die Mitochondrien schädigen kann. Je mehr sich der Sportler fordert, desto mehr Energie müssen die Zellen produzieren. Dabei entstehen auch mehr Abfallstoffe. Und schon setzt sich eine – erwünschte – Kettenreaktion in Gang:

Antioxidantien stärken das Immunsystem. Es beginnt ein Reinigungs- und Reparaturprogramm, das die Zellen biologisch verjüngt und vor altersbedingten Krankheiten schützt. Die Zellen reagieren nun auch empfindlicher auf Insulin, damit sie aufgrund des erhöhten Energiebedarfs leichter Zucker aufnehmen können. Das wiederum verlangsamt die Zellalterung und beugt Diabetes Typ 2 vor. Die Anzahl der Mitochondrien steigt für mehr Energie und verbessert damit die Kondition. Auch die Körpertemperatur steigt an. Die Zellen produzieren Hitzeschockproteine (HSP), die das Immunsystem stärken. Ihre optimale Belastung durch Sport erkennen Sie dann, wenn die Leistungsfähigkeit kontinuierlich steigt und Sie sich insgesamt fitter fühlen.

Hormesis durch Kälte

Je öfter der Körper einem gesunden Maß an Kälte ausgesetzt wird, desto häufiger ist er gezwungen, die Körperwärme aus eigener Kraft zu regulieren, um nicht auszukühlen. Damit erhöht sich der Energiegrundumsatz des Körpers. Das senkt das Risiko für Diabetes Typ 2. Die Konzentration der entzündungshemmenden Fettsäuren steigt, während der Anteil der schädlichen Fettsäuren, die Herzerkrankungen und Diabetes begünstigen, sinkt.

Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße, bei anschließender Wärme weiten sie sich wieder. Dieser Effekt hält die Blutgefäße elastisch, senkt den Blutdruck, stärkt das Herzkreislaufsystem und macht hellwach Die Kälte animiert die Zellen, vermehrt körpereigene Antioxidantien zu produzieren. Schöner Nebeneffekt: Der Körper gewöhnt sich an den Stressreiz und wird unempfindlicher gegen Kälte.

Hormesis durch Hitze

Eine höhere Körpertemperatur – zum Beispiel beim Saunabesuch und auch bei schweißtreibenden Sportarten sowie bei Fieber – stimuliert in den Zellen die Produktion von Antioxidantien und Hitzeschockproteinen (HSP). Beides stärkt das Immunsystem. Besonders effektiv für die Gesundheit ist der schnelle Wechsel zwischen heiß und kalt, der zudem entzündungshemmend wirkt. Der Mensch wird unempfindlicher gegen Temperaturschwankungen und kann sowohl Hitze als auch Kälte besser vertragen.

Hormesis durch Gifte

Gemüse und Obst enthalten neben gesunden Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen auch sekundäre Pflanzenstoffe. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Schärfe-, Farb- und Bitterstoffe.

Gifte, mit denen sich Pflanzen vor Fressfeinden und Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung, Hitze und Kälte schützen. Bekannte sekundäre Pflanzenstoffe sind z. B. Resveratrol in roten Weintrauben, Curcumin in Kurkuma, Querzetin in der Apfelschale und Zwiebeln und Epigallocatechin-Gallat in Grüntee. Capsaicin steckt in Chili-Schoten, Sulforaphan in Brokkoli und auch die Flavonoide in schwarzer Schokolade gehören dazu.

Sekundäre Pflanzenstoffe sind für menschliche Zellen grundsätzlich Gift und setzen Zellen unter Stress. Mit dem positiven Effekt, dass Sirtuine aktiviert werden – Enzyme, die in den Zellen DNA-Schäden reparieren und die Zellverjüngung anregen.

Hormesis durch Fasten

„Fasten ist das beste Beispiel für Hormesis überhaupt. Denn Hungerphasen – ebenfalls ein Stressmoment für den Körper – zwingen den Organismus in den Reparaturmodus“, erklärt Prof. Dr. Bernd Kleine-Gunk. Die bekanntesten Effekte sind die Verjüngung der Zellen und die intensive Fettverbrennung. Beides geht direkt auf Hungerstress zurück, da der Körper keine Energie mehr von außen bekommt. „Damit ist der Körper dazu gezwungen, auf eigene Reserven zurückzugreifen.“

Kann der Körper nicht mehr Kohlenhydrate als Energiequelle verwenden, beginnt er, Ketone zu bilden. Diese Enzyme wandeln Fettreserven in nutzbare Energie um. So wird intensiv Fett abgebaut. Bekommt der Körper über die Nahrung auch keine Proteine mehr, wechseln die Zellen in den Selbstreinigungs-Modus – die sogenannte Autophagie. Auf diese Weise gewinnt die Zelle die fehlenden Proteine aus den molekularen Abfallstoffen. So werden die Zellen jünger und stressresistenter.

Das Fazit des Anti-Aging-Arztes: „Stress an sich ist nicht ungesund. Lediglich ein Zuviel an Stress wirkt toxisch. In moderater Form dagegen ist Stress ein Stimulans, das uns gesünder, fitter und widerstandsfähiger macht.“

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