Ein Lebensraum für Spezialisten

von Redaktion

DER WILDFLUSS

Uferverbauungen zwängen Fließgewässer – vom Bächlein bis zum mächtigen Strom – in ein enges Korsett aus Beton und Blocksteinen. Querbauwerke wie Wasserkraftanlagen, Sohlstufen oder Bewässerungswehre trennen verbundene Flusslebensräume in gestaute und damit isolierte Abschnitte, in denen die Laichplätze aus Kieseln verschlammen oder die Wassertemperatur so ansteigt, dass beispielsweise Äschen und Forellen im Sommer den Hitzetod sterben. Neben dem in ganz Deutschland einzigartigen und letzten großen Wildfluss, dem Oberlauf der Isar, gibt es nur noch einzelne Flussabschnitte mit Wildflusscharakter wie die Schlucht der Ammer.

Echte Wildflüsse und -bäche, die nicht durch künstliche Bauten reguliert und verändert wurden, sind von Struktur- und Lebensvielfalt geprägt. Sich ständig umlagernde Sedimente bilden Sand- und Schotterbänke, Flussinseln werden mal erodiert und mal neu gebildet, und Auwälder sind mit dem Fluss verbunden. Wo viel Wasser den Kies bewegt, Mulden ausgewaschen werden und Ufer erodiert, entstehen Lebensräume für Spezialisten. Weil das so ist, beschäftigt sich auch der WWF mit diesem Lebensraum. Aber rettet die weltgrößte internationale Umwelt- und Naturschutzorganisation nicht eigentlich Pandas oder die Tiger? In der Tat hat der WWF mehrere Sitze in Deutschland. Das Bayernbüro liegt in Weilheim und unter Federführung des WWF Deutschland haben sich 18 Organisationen im Hotspot-Projekt Alpenflusslandschaften zusammengeschlossen. Darin geht es um den Schutz des bedrohten Lebensraums. Und mehr Verständnis und Akzeptanz für Betretungsverbote, weil beispielsweise Flussuferläufer die Randbereiche oder Huchen die Kiesbänke für ihren Nachwuchs brauchen.

Im Hotspot-Projekt Alpenflusslandschaften ist die Renaturierung der Schnalzaue ein Herzensprojekt: Die Ammer an der Schnalz soll bald wieder eine Perle werden, damit der Fluss auf zusätzlichen zehn Hektar Auenfläche frei und natürlich fließen kann und neuen Lebensraum für die vielen spezialisierten Wildflussarten schafft. Das Wasser dabei in der Fläche zurückzuhalten, hat dreifach Sinn: Hochwasserschutz, mehr Artenvielfalt, aber auch eine immense CO2-Bindung in Auen!

Interessanter Link www.alpenfluss landschaften.de

Artikel 6 von 9