Diese Zahlen sind alarmierend: Zwei Drittel der Deutschen sind unzufrieden mit der Qualität ihres Schlafs. Eine repräsentative Umfrage der Bayer-Vital GmbH mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov (www.mylaif.de/schlafbericht) bringt große Defizite in der Schlafgesundheit ans Tageslicht: 22 Prozent der insgesamt 2000 Befragten aus ganz Deutschland bezeichneten ihren Schlaf als sehr schlecht bis schlecht. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen waren sogar 27 Prozent dieser Meinung. Manchmal spielen ungesunde Gewohnheiten dabei eine große Rolle: So schaut zum Beispiel jeder Zweite noch nachts im Bett auf den Bildschirm von Handy oder Tablet. Und vier von zehn Menschen schlafen weniger als sieben oder acht Stunden. Die Folgen: Stress und auf Dauer dann auch massive körperliche Beschwerden bishin zu lebensgefährlichen Erkrankungen.
Der Experte
Dr. Michael Feld ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Somnologe (DGSM) und Schlafmediziner. In seiner Praxis in Köln hat er sich auf die ganzheitliche Erkennung und Behandlung von allgemeinmedizinischen Krankheitsbildern, sowie auf Stress-, Schlaf- und Burn-out-Störungen aller Art spezialisiert. Er ist zudem Schriftleiter des ärztlichen Fortbildungsmagazins Schlaf und Autor mehrerer Sachbücher. Die Studie steht auch im Internet unter www.mylaif.de/schlafbericht. Hier analysiert der Experte, was die Deutschen um den Schlaf bringt – und wie Sie sich selbst helfen können:
Die Gründe
42 Prozent der Befragten nannten Stress als negativen Faktor für den eigenen Schlaf. Dazu zählten Geldsorgen, Beziehungsprobleme, aber auch Sorgen um das beunruhigende Weltgeschehen. Der zweithäufigste Grund für schlechten Schlaf sind mit 30 Prozent körperliche Beschwerden.
TV, Smartphone & Co.
Bildschirme produzieren ein spezielles blaues Licht, das die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. 27 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig beim laufenden Fernsehprogramm oder Videostream einzuschlafen. Beinahe die Hälfte der Befragten schaut bis kurz vor dem Zubettgehen oder sogar noch im Bett aufs Handy. Viele haben das Smartphone sogar die ganze Nacht neben dem Kopfkissen liegen und werden regelmäßig von eingehenden Nachrichten aufgeweckt. Diese Störungen bewirken, dass das Gehirn nicht mehr zur Ruhe kommt.
Zu spät ins Bett
Obwohl die meisten Menschen früh aufstehen müssen, gehen 58 Prozent der Befragten erst zwischen 22 und 23 Uhr schlafen – mehr als ein Viertel erst nach Mitternacht. Elf Prozent liegen bereits um 21 Uhr im Bett.
Zu wenig Schlaf
Das Schlafbedürfnis ist individuell und verändert sich im Laufe des Lebens. Denn auch das Alter spielt dabei eine Rolle – aber auch, wie gefordert und aktiv man tagsüber ist. Schlafforscher raten zu sieben bis acht Stunden Schlaf. Laut Umfrage hält die Hälfte der Befragten diese Empfehlung ein. Aber: 40 Prozent liegen teilweise deutlich darunter und schlafen nur sechs Stunden oder noch weniger. Fünf Prozent der Befragten gaben an, nicht mehr als fünf Stunden zu schlafen. Und vier Prozent schlafen täglich bis zu neun Stunden.
Die Rolle des Melatonin
Melatonin ist das Hormon, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus steuert und im Zusammenspiel mit Adenosin für einen erholsamen Schlaf sorgt. Es wird in der Zirbeldrüse im Mittelhirn aus dem Botenstoff Serotonin produziert. Licht hemmt die Synthese von Melatonin. Erst in der Dunkelheit wird diese Hemmung aufgehoben, und die Sekretion von Melatonin steigt an. Die Melatonin-Konzentration erreicht ihr Maximum gegen drei Uhr morgens – abhängig auch von der Jahreszeit. Bei weniger Tageslicht im Winter kann sich die Produktion von Melatonin verschieben. Schlafstörungen und auch Winterdepression können mögliche Folgen sein.
Die Krankheiten
Guter Schlaf ist extrem wichtig für die Leistungsfähigkeit am Tag. Die Regeneration in der Nacht spielt dabei eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. „Schlafstörungen können nicht nur kurzfristig für Probleme wie Erschöpfung oder Kopfschmerzen sorgen. Langfristig begünstigen sie auch das Entstehen von ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall“, erklärt der Allgemein- und Schlafmediziner Dr. Michael Feld. Im Schlaf finden im Körper wichtige Regenerationsprozesse statt: Hormonhaushalt, Stoffwechsel, Organe und wichtige Gehirnprozesse werden im Ruhemodus neu eingestellt.
Gefahr Schlaf-Apnoe
Ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko ist das Schnarchen – speziell dann, wenn damit längere Atempausen (Schlafapnoe) eintreten. Laut Studie schnarchen mehr als die Hälfte der Männer über 50 Jahren. Bei den Frauen sind es immerhin 40 Prozent. Bei mehr als einem Drittel treten Atempausen auf. Sie können wenige Sekunden, aber auch mehrere Minuten dauern. Im Blut führt das zu einem Sauerstoffabfall und damit zu einer ganzen Reihe Alarmsignale im Körper: Blutdruck, Puls, Muskelspannung, Adrenalin- und Cortisol-Ausschüttung steigen an. Der Schlaf wird erheblich gestört. Die Betroffenen fühlen sich am nächsten Tag wie gerädert, von Regeneration und Erholung keine Spur. Unbehandelt, kann dies auf die Dauer zu Schlaganfall, Herzinfarkt, Depressionen, Impotenz und anderen schweren Erkrankungen führen.
Schnarchen belastet offenbar auch viele Beziehungen. Mehr als ein Drittel der Befragten – darunter viele Frauen – bezeichneten Schnarchen als Beziehungskiller.