„Hallo ich bin Same. Same wie gleich.“ Mit diesen Worten heißt der 54-Jährige seine Besucher in seiner Münchner Wohnung willkommen. Und fügt sogleich hinzu: „Denn es ist egal, ob ich als Mann in Jogginghosen daheim auf dem Sofa sitze oder als Frau zurecht gemacht auf der Straße unterwegs bin. In beiden Fällen handelt es sich um mich, nämlich Same.
Same (54) hat eine sehr bewegte Lebensgeschichte. Als eins von sechs Kindern eckt er schon in der Schule an. Er will den Handarbeitsunterricht besuchen – doch zu seiner Zeit ist dies nur Mädchen vorbehalten. Also kämpft er und darf schließlich Häkeln und Stricken lernen. Heute für ihn ein wichtiger Punkt. Er braucht es fast täglich. Doch dazu später.
Andreas, wie er damals noch heißt, möchte nach der Schule Grafiker werden. Er hat eine künstlerische Ader. Doch der strenge Vater und der Berufsberater sind strikt dagegen. Stattdessen lernt Andreas gezwungenermaßen „einen anständigen Beruf“. Wird Hotel- und Restaurantfachmann.
Es vergehen Jahre. Heute sagt Same: „Ich bin den beiden irgendwie dankbar.“ Denn irgendwann ist der Moment gekommen und Andreas bewirbt sich bei der MS Europa. „Das waren die schönsten Jahre in meinem Leben“, sagt er rückblickend. Welchen Job er auf dem Schiff macht – „egal. Hauptsache ich habe die Welt gesehen“. Fünf Jahre ist er unterwegs – „ich war an Orten, von denen die meisten Menschen noch nicht einmal gehört haben“.
Als die Mutter vor sechs Jahren stirbt, erleidet Andreas einen Zusammenbruch, stellt sein ganzes Leben in Frage. Er beendet seine Partnerschaft, kündigt seinen Job und erfindet sich neu. Same wird geboren.
Ein Mensch, der einen sozialen Beruf wählt. Heute kümmert er sich als Angestellter bei der Caritas als Schulbegleiter vormittags um ein autistisches Kind – „wir reden keinen Ton miteinander, aber wir kommunizieren trotzdem die ganze Zeit“, beschreibt er die Beziehung zu dem Kind. Die Arbeit an der Förderschule beschreibt Same als „befriedigend. Es macht Spaß denen zu helfen, die wollen, aber nicht können“. Nachmittags ist er am Münchner Gisela-Gymnasium in der Nachmittagsbetreuung beschäftigt. Dazwischen engagiert er sich für die, die Hilfe brauchen. Jahrelang war er so bei der Münchner Tafel tätig.
„Andreas – der mannhafte Name passt nicht mehr zu mir, Andreas gibt es nicht mehr.“ Seine schillernden Outfits kreiert Same selbst. Und jetzt kommt es ihm zugute, dass er in der Kindheit den Handarbeitsunterricht besuchen durfte. Sein Wohnzimmer, oder besser gesagt sein Künstleratelier ist ein einziges buntes Sammelsurium. Hier werden aus alten Lampen, Plastikobst oder blinkenden Lichterketten Kopfbedeckungen gefertigt. Same trägt keine Perücken, sondern nur ausgefallenste Kopfbedeckungen. Immer passend zum Outfit. Und das sind viele. Same erzählt, dass er seit er 17 Jahre alt ist, die gleiche Konfektionsgröße hat und sich von kaum einem Kleiderstück getrennt hat.
Und ganz klar, heute, wo er mental mit uns kulinarisch auf Reisen geht – die gefüllte Papaya hat er auf einem Kreuzfahrtschiff zum ersten Mal gegessen – hat er eine Bekleidung passend zum Küchenmotto gewählt. Same liebt dieses Gericht, weil es fantastisch schmeckt und – ganz wichtig für den engagierten Künstler – schnell geht. „Für mich sind Gerichte, bei denen man stundenlang in der Küche stehen muss, nichts. Der ganze Aufwand und dann ist alles in 15 Minuten gegessen. Nein, danke.“ Trotzdem hat Same vor zwei Jahren bei der VOX-Kochshow „Das perfekte Dinner“ mitgemacht. Der Spaß stand für ihn im Vordergrund, weniger das Essen an sich. Trotzdem ist er stolz, dass es eines seiner Nockenrezepte in das neue „Das-perfekte-Dinner-Kochbuch“ geschafft hat (siehe auch Buchbesprechung im Kasten rechts).
Während Same die Papaya ausschneidet und das Fruchtfleisch mit einem Kugelausstecher herausholt, erzählt er: „Früher waren mir die Mangos lieber. Aber seit ich dieses Gericht kenne, ist die Papaya in meiner Gunst gestiegen. Sie schmeckt einfach sensationell.“ Recht hat er.