Wie auch in Deutschland ist die Zeit rund um den Jahreswechsel in China eine ganz besondere. Der Unterschied: In China wird das neue Jahr ein paar Wochen später begrüßt als bei uns. Heuer beginnt am 10. Februar das Jahr des Drachens. „Ein besonderes Jahr“, sagt Hoi Jin. „Der Drache ist ein Glücksbote.“
Der Drache ist eines der beliebtesten Tierkreiszeichen, denn er steht in der chinesischen Mythologie für Glück, Güte, Intelligenz und Reichtum. Wer im Jahr des Drachen geboren wurde, gilt also als besonders glücklich. Weil der Drache finanziellen Erfolg verheißt, werden in solchen Jahren auch überdurchschnittlich viele Firmen gegründet.
Zu Neujahr streben die Chinesen nach Harmonie und wollen die Zeit mit der Familie verbringen – „das ganze Land ist in Bewegung. Und meist beginnen die Vorbereitungen dafür bereits Wochen vorher“, erzählt Hoi Jin.
Aufgewachsen ist Jin, Jahrgang 1977, südlich von Shanghai, genauer gesagt in Zhejiang. 1992 kam er nach München, lernte Hotelfachmann, arbeitete in einem japanischen Restaurant, das er später übernahm und das „Jin“ daraus machte. Seither steht er am Herd – „ich wollte das kochen, was mir meine Mutter, eine fantastische Hobbyköchin, beigebracht hat“. Essen sei „eine Geste der Liebe“, sagt der Autodidakt und schaut dabei seine Frau Weiqin liebevoll an. Sie ist seit Jahren die Meisterin der Dumplings in Jins Restaurant. Jeder Teigling geht durch ihre Hände.
Essen spielt in seiner Familie schon immer eine wichtige Rolle. Die Küche seiner Heimat ist „nicht scharf, sie konzentriert sich auf ein Produkt“, erklärt der Meisterkoch. Und Vorsicht: „Man darf die Speisen nicht überwürzen.“
Seine Art zu kochen, lieben die Gourmets, Künstler und Promis. Sein Lokal an der Kanalstraße 14 in München ist oft tagelang im Voraus ausgebucht. Der Guide Michelin empfiehlt das „Jin“ als „eines der besten asiatischen Restaurants in ganz Deutschland“.
Der Gast soll sich bei ihm wohlfühlen, betont Jin. Und die wahre Kochkultur Chinas kennen lernen, abseits von Geschmacksverstärkern. Denn: „Für uns Chinesen ist Essen eine Form des Glücks.“
Deshalb darf zu Neujahr auch der ganze Fisch nicht fehlen. Da das chinesische Wort für Fisch genauso klingt wie das Wort für Überfluss, was soviel wie Wohlstand bedeutet. „Und darauf achten, dass zum Schluss etwas von der Speise übrig bleibt.“ Jin verschluckt bei „übrig“ das R. Wie die meisten Chinesen. „Das passiert mir aber nur noch, wenn ich mich aufs Essen und nicht auf die Sprache konzentriere.“