Im Garten zieht Lisi Blumen und Gemüse.
Zwischen zwei Holzbretter gepresst, wird der Fisch über Nacht gebeizt.
Vorher-Nachher: Das Renken-Filet vor und nach dem Beizen mit Roter Bete.
Kochen ist ihre Leidenschaft: Mittags versorgt die 30-Jährige den Betrieb mit Essen.
Ein Teller wie gemalt: roter Fisch, Salat aus gehobeltem Gemüse und essbare Blüten.
Rote Bete wird auf den Fisch gehobelt.
Ein Hingucker: die knallrot gebeizte Renke.
Bunte Sommerküche: Der Fenchel wird gehobelt.
Fischerin in mittlerweile neunter Generation am Starnberger See: Lisi Huber (30) hat in diesem Frühjahr ihre Ausbildung abgeschlossen. © Astrid Schmidhuber
St. Heinrich – „Man muss in diesen Beruf reingeboren werden.“ Lisi Huber (30) steht auf dem Fischerboot und blickt über die sanften Wellen am südlichen Zipfel des Starnberger Sees. Seit diesem Frühjahr hat sie das Patent zum Fischen. Die 30-Jährige hat sich entschlossen, die Familientradition fortzuführen. In 9. Generation. Denn das Recht, im Starnberger See zu fischen, kann man nicht käuflich erwerben. Es wird von Generation zu Generation weitervererbt. Und so hat Lisi Huber – wie viele andere weibliche Nachkommen am Starnberger See – nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau in München die Ausbildung zur Fischer-Meisterin gemacht. Dass sie in den Familienbetrieb eingestiegen ist, sei für sie keine Verpflichtung gewesen, betont sie. „Unsere Eltern haben uns da freie Hand gelassen.“ Lisi Huber empfindet diesen Schritt vielmehr als „Wertschätzung gegenüber dem, was unsere Vorfahren aufgebaut haben“.
Noch fährt Lisi Hubers Großvater sowie ihre Mutter täglich zum Fischen auf den See, aber irgendwann wird sie die Familientradition fortführen. Anders als ihr Bruder. Den hat es in die Ferne gezogen. Er lebt in Berlin und arbeitet für das Stadtmuseum der Hauptstadt. Lisi Huber ist zurzeit jedoch eher selten auf dem See anzutreffen. Im Winter hat sie mehr Zeit rauszufahren. „Da ist es zwar saukalt auf dem See. Aber herrlich ruhig.“ Genau das Gegenteil vom Sommer.
Denn jetzt ist Hochsaison bei der Familie Huber. Die Familie betreibt neben der Fischerei einen Campingplatz am See. 100 Dauercamper und zusätzlich 100 Stellplätze für Feriengäste haben auf dem vier Hektar großen Gelände Platz. „Unsere Gäste kommen von überall her“, erzählt Lisi Huber über den Betrieb. Bei den Dauercampern handle es sich um viele Münchner, die am Wochenende gerne raus aufs Land kommen. „So manche Familie ist schon seit Generationen unser Gast“, sagt sie. Die Hubers betreiben seit rund 60 Jahren den Campingplatz in St. Heinrich. Dazu vermieten sie Ferienzimmer mit Frühstück im Hauptgebäude.
„Deswegen habe ich auch Hotelfach gelernt“, erzählt die junge Frau. Fünf Jahre hat sie in München gelebt. Eine „schöne Zeit“, aber irgendwann hat ihr der See gefehlt: „Wann immer ich konnte, bin ich nach Hause gefahren“.
„Die Fischerei ist ein körperlich anstrengender Beruf“, sagt die zierliche junge Frau. Doch das ist nicht die größte Herausforderung für sie. „Ich bin eigentlich überhaupt kein Frühaufsteher“, gibt sie zu. Aufstehen im Morgengrauen – das bedeutet für sie „immer Überwindung“. Aber: „Ich mache es halt. Wer fischen will, muss früh raus.“
Kraft tankt sie unterdessen nicht auf dem See. „Am liebsten halte ich mich im Garten auf. Das ist mein Ruhepol.“ Den Garten hat einst die Großmutter angelegt, sie führt ihn nun mit großer Leidenschaft fort. In diesem Jahr wächst alles um die Wette. Vor dem Haus „Beim Fischer. Erbaut 1868“ blühen Petunien und Geranien, in den Blumenbeeten im Garten wachsen Stockrosen, Malven, Tagetes und Kapuzinerkresse. Ein Traum. Der Gemüseanbau ist Lisi Hubers eigentliche Leidenschaft. Rund ums Haus stehen über 50 Tomatenstöcke. „Ich habe heuer 19 Sorten gezogen“. In den Hochbeeten wuchert die Zucchini.
Jeden Morgen geht die junge Fischerin mit einem scharfen Messer bewaffnet in den Garten. Zum Ernten. Zu ihren Aufgaben gehört, den ganzen Betrieb mittags mit Essen zu versorgen. Fisch steht regelmäßig auf der Speisekarte. Und natürlich jede Menge selbst gezogenes Gemüse. Doch heute bleibt die Küche kalt: Es gibt gebeizte Renke mit buntem Gemüsesalat. „Geht schnell und schaut toll aus. Ideal, wenn Gäste kommen“, sagt die Fischerin.