AUS DER MEDIZIN

Schlechte Zähne oft unterschätzt

von Redaktion

Zahnreinigung: Implaneo-Spezialistin Michaela Bihler behandelt eine Patientin.

München – Herzkrankheiten entstehen in vielen Fällen auf dem Boden von mehreren Risikofaktoren. Neben Dauer-Stress werden auch schlechte Zähne oft unterschätzt – vor allem Parodontitis, eine chronische Erkrankung des Zahnhalteapparats. Dabei nisten sich Bakterien in sogenannten Zahntaschen rund um die Zahnhälse ein. „Sie können nicht nur das Gebiss zerstören, sondern in den Blutkreislauf gelangen und überall im Körper Schaden anrichten“, erklärt Dr. Christian Maischberger von der Implaneo Dental Clinic – und sein Kollege Professor Hannes Wachtel nennt ein Beispiel: „Bei bestimmten Vorerkrankungen können Parodontitiskeime die Herzklappen befallen und derart stark angreifen, dass die Herzklappe ersetzt werden muss.“ In der Fachsprache heißt diese Erkrankung Endokarditis.

Aber auch ein Herzinfarkt und ein Schlaganfall drohen bei unbehandelter Parodontitis, das Risiko für einen solchen Gefäß-GAU innerhalb der nächsten sechs Jahre ist um 49 Prozent erhöht. Der Hintergrund: Die Bakterien schaden gleich doppelt: Zum einen befeuern sie Entzündungsprozesse, die zu Einrissen in Gefäßablagerungen führen können – mit Gefäßverschlüssen als Folge. Zum anderen kann Parodontitis auch den Blutdruck zusätzlich erhöhen. Bei einer großen Studie zeigte sich, dass Zahnpatienten im Schnitt einen um fünf mmHg höheren systolischen Blutdruck haben als Menschen mit gesundem Zahnfleisch.

„Deshalb sind regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt und Besuch der professionellen Zahnreinigung auch eine wichtige ergänzende Investition in die Herz- und Gefäßgesundheit“, betont Wissenschaftler Wachtel, der seit Jahrzehnten zur Wirkung und Prävention von Parodontitis forscht. Die Alarmsignale: „Das Zahnfleisch ist gerötet und geschwollen. Es blutet – insbesondere bei Berührung. Teilweise verfärben sich die Zähne, verursacht von den bakteriellen Belägen. Im fortgeschrittenen Stadium werden die Zähne immer lockerer, geraten in Schieflage oder verschieben sich und fallen letztlich aus. Mitunter haben die Patienten Mundgeruch“, erläutert Implaneo-Chef Maischberger.

Übrigens: Gründliches Zähneputzen kann dabei helfen, Herz- und Gefäßkrankheiten in Schach zu halten. Wie eine Studie japanischer Wissenschaftler belegt, haben Menschen, die nur morgens ihre Zähne putzen, ein höheres Herz-Kreislauf-Risiko. Umgekehrt kristallisierte sich heraus: Wer seine Zähne gewissenhaft morgens und abends pflegt, der hat bei kardiovaskulären Ereignissen bessere Überlebens-Chancen. Die Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung der Bakterien und der nachts verringerten Speichelproduktion. Dieser Mechanismus führt zu einer erhöhten Bakterienzahl im Mund.

Artikel 3 von 4