Bonn – Wissenschaftler und Mediziner machen Mut: Die Parkinson-Forschung steht an der Schwelle zu einem Durchbruch. Es gebe neue und vielversprechende Ansätze bei der Frühdiagnose und Therapie der Nervenerkrankung, erklärten Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen anlässlich des Weltparkinsontags.
Parkinson ist eine der am schnellsten zunehmenden neurologischen Erkrankungen weltweit. Allein in Deutschland sind aktuellen Zahlen zufolge fast 400 000 Menschen betroffen, ein bekannter Patient ist Showmaster Frank Elstner. Die Präsidentin der Fachgesellschaft, die Tübinger Neurologin Kathrin Brockmann, sagte, die Forschung sei dem großen Ziel einer Therapie, die den Krankheitsverlauf verlangsamt oder sogar stoppt, deutlich nähergekommen. Bei einem neuen Medikament gebe es die Hoffnung, dass ein krank machendes Eiweiß, das die Nerven im Gehirn zerstört, an der Verbreitung gehindert und abgebaut werden könne.
Die Göttinger Neurologin Brit Mollenhauer erklärte, die aktuellen Fortschritte machten die Entwicklung von Therapien, die die Krankheit verlangsamen oder sogar aufhalten, in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten realistisch. So gebe es auch deutliche Fortschritte bei der Entwicklung von Biomarkern, die den so wichtigen frühzeitigen Nachweis einer Erkrankung ermöglichten. Ein Durchbruch könnte die verlässliche Identifikation krankheitsauslösender Proteine im Nervenwasser, im Blut oder in der Haut sein. Eine Studie im Fachblatt „BMJ“ hatte vor wenigen Tagen prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte.
Für Deutschland werden 574 000 Erkrankte vorhergesagt. Typische Krankheitssymptome sind unkontrollierbares Zittern, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen; sie treten meist erst im Alter auf.
Doch die Erkrankung beginnt meist schon zehn bis zwanzig Jahre zuvor. Betroffene berichten zudem von Depressionen, Schmerzen, Schlaf- oder Schluckstörungen. Die Ursachen der Erkrankung sind noch immer unklar. Offenbar gibt es Zusammenhänge mit dem steigenden Alter der Bevölkerung. Auch genetische Faktoren und Umweltgifte können Parkinson auslösen.
Erst seit den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts ist klar, dass bei Parkinson im Gehirn jene Nervenzellen absterben, die Dopamin produzieren – ein für die Bewegungssteuerung wichtiger Botenstoff. In der Therapie wird Dopamin deshalb medikamentös ersetzt. Nach einigen Jahren lässt die Wirkung jedoch nach; starke Nebenwirkungen stellen sich ein. Auslöser für das Absterben der Nervenzellen ist das Protein Alpha-Synuclein: Fehlgefaltete Formen dieses Proteins verklumpen und lagern sich im Hirn ab. Die gegenwärtige Forschung konzentriert sich vor allem darauf, dieses Nervenzellen zerstörende Protein durch Antikörper unschädlich zu machen. Auch Gen- und Stammzelltherapien werden intensiv erforscht.
KNA