Glücklich nach der gelungenen OP: Patient Maximilian Reuther mit den Medizinern (v. li.) Philipp Steiner, Simon Herrmann, Sandra Andersen-Masur und Markus Friedel. © München Klinik Harlaching
Unter Sodbrennen, medizinisch Reflux oder auch gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) genannt, leidet jeder vierte bis fünfte Deutsche. Typische Symptome: Druckgefühl, Schmerzen hinterm Brustbein, Aufstoßen von Mageninhalt in die Speiseröhre. „Wer einmal in der Woche Sodbrennen hat, kann das im Alltag kompensieren“, sagt Dr. Philipp Steiner von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Harlaching. „Doch bei unserem Patienten war die Lebensqualität stark beeinflusst und mit Medikamenten nicht regulierbar.“
Mit 14 hatte Maximilian Reuther die erste Magenspiegelung. „Mittlerweile habe ich etwa 15 Spiegelungen hinter mir“, erzählt der Feinmechaniker. Beim Essen muss er genau aufpassen: „Keine fetten oder frittierten Sachen, keine scharfen Lebensmittel. Sahnesoße oder Salamipizza sind eine Katastrophe.“ Auch auf Alkohol verzichtet der 34-Jährige, um den Magen nicht zu reizen. Stress kann das Sodbrennen ebenfalls verstärken. Um den Berufsverkehr zu meiden, fährt Maximilian Reuther morgens um 3 Uhr von Poing zur Werkstatt in den Münchner Norden. Wieder daheim, gibt es um 16 Uhr Abendessen. „Wenn ich später esse, kann ich sicher sein, dass ich nicht schlafen kann durch das Sodbrennen.“ Um 19 Uhr geht er ins Bett – wobei er nur mit aufrechtem Oberkörper zur Ruhe findet. Auch Alltäglichkeiten, etwa das Auto zu putzen, sind für ihn nahezu unmöglich. „Wenn ich mich nach vorne beuge, kommt alles wieder hoch.“
Nach einer speziellen Reflux-Sprechstunde wurde er im Mai in die München Klinik Harlaching überwiesen. Dort war Teamwork zwischen den Gastroenterologen und Chirurgen angesagt. „Sämtliche Voruntersuchungen und auch die Entscheidung für die bestmögliche Therapie fanden in einem Haus statt“, erklärt dazu Oberarzt Dr. Markus Friedel.
Maximilian Reuther durchlief eine weitere Magenspiegelung sowie eine Manometrie, bei der die Funktion der Speiseröhre gemessen und mögliche Gründe, die gegen eine OP sprechen, ausgeschlossen werden. Anschließend folgte eine pH-Metrie- und Impedianzmessung, die den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre nachweist. „Aus internistischer Sicht ist uns wichtig, diejenigen Patienten herauszufiltern, die von einer Operation profitieren. Gibt es aufgrund der erhobenen Befunde Vorbehalte, kann eine Änderung der OP-Technik oder ein rein konservatives Vorgehen sinnvoll sein. Deshalb sind die präoperativen Untersuchungen und die fächerübergreifende Abstimmung vorab so entscheidend“, erklärt Dr. Simon Herrmann, Oberarzt in der Gastroenterologie. „Hier hilft die OP, waren wir uns sicher. Zumal ein Zwerchfellbruch festgestellt wurde, der Reflux begünstigt.“
Eine Stunde wurde der 34-jährige Patient von Dr. Philipp Steiner und seinem Team, Dr. Markus Friedel und Dr. Sandra Andersen-Masur, operiert. Wie die Oberärztin berichtet, kam dabei der neue EndoFLIP zum Einsatz, ein Hightech-Gerät, um die Dehnbarkeit der Speiseröhre detailliert zu messen (siehe unten). Damit der Schließmuskel gestärkt wird, wurde eine Manschette um die untere Speiseröhre gelegt. „Bei älteren Patienten ist eine 270-Grad-Manschette gängig, weil es seltener zu Schluckbeschwerden kommt“, erklärt Dr. Steiner. „Allerdings kann die Funktion mit der Zeit nachlassen. Deshalb haben wir bei dem jungen Patienten die Speiseröhre mit 360 Grad komplett ummantelt, um das Zurückfließen effektiv zu verhindern.“
Der Eingriff erfolgte schonend minimalinvasiv mit fünf kleinen Schnitten. „Der EndoFLIP hat sich super bewährt, damit kann man vielen Menschen neue Hoffnung machen“, sagt Dr. Friedel. Voller Zuversicht durfte auch Maximilian Reuther nach vier Tagen heim. „Mir geht es von Tag zu Tag besser“, sagt der 34-Jährige. „Seit der OP habe ich tatsächlich keine Beschwerden durch Sodbrennen mehr.“ Er freue sich, dass er wieder unbeschwert mit seiner Frau Essen kann. „Und dass ich künftig nicht mehr auf Tabletten angewiesen bin.“