„Essen im Lokal ist sicherer als feiern daheim“

von Redaktion

TV-Koch Hans Jörg Bachmeier eröffnet trotz Corona ein neues Lokal – und kritisiert die Politik

Während andere Gastronomen reihenweise ihre Restaurants schließen, wagt Hans Jörg Bachmeier das Gegenteil: Der Münchner TV-Koch sperrt diesen Montag sein neues Lokal auf. Corona zum Trotz. Nicht ohne harsch an der Politik Kritik zu üben.

Sie wagen trotz eines drohenden zweiten Lockdowns eine Neueröffnung. Ein waghalsiges Unternehmen?

Den Wunsch, mich mit einem neuen Lokal nochmals selbstständig zu machen, hege ich schon länger. Jetzt habe ich ein passendes Objekt direkt am Viktualienmarkt gefunden und eröffne „Bachmeier Genussfreuden“. Zusammen mit meinem Partner Peter Pfister. Auch wenn sich herausgestellt hat, dass die Zeiten durch Corona schwierig sind. Während andere Betriebe schließen, die hauptsächlich von Touristen leben, die jetzt ausbleiben, ist der Vorteil meines Lokals, dass ich mich auf Gäste aus der Region konzentriere, die mich aus dem Fernsehen kennen und meine Küche schätzen. Das Bachmeier soll ein sehr persönlich geführtes Lokal sein. Die Menschen sollen sich bei mir willkommen fühlen.

Hat die Pandemie Auswirkungen auf die Gestaltung Ihres neuen Lokals?

Unbedingt, ich habe mich intensiv damit beschäftigt, welche Flexibilität Restaurants heute haben müssen, um auf verschiedenste Situationen vorbereitet zu sein. Dazu habe ich einen Feinkostshop im Bachmeier direkt integriert und auch Take-away-Essen als festen Bestandteil aufgenommen. Somit bin ich systemrelevant und dürfte auch im Falle eines zweiten Lockdowns weiter geöffnet haben. Was ich allerdings nicht hoffe. Der Shop-Bereich ist aufgrund der jetzigen Situation größer geworden als ursprünglich geplant. Hier verkaufe ich Feinkost, hinter der ich stehe. Das ist meine selbst gemachte Marillenmarmelade, ausgesuchte Gewürze, Nudeln oder Tomaten aus Italien, alles Dinge, die ich selbst in meiner Küche verwende. Dadurch will ich transparenter sein. Die meisten Produzenten kenne ich sogar persönlich.

Viele Menschen haben derzeit Angst, sich in ein Lokal zu setzen. Berechtigt?

Nein. Es wird häufig der Eindruck vermittelt, in der Gastronomie lauere das Virus in jeder Ecke. Das ist komplett falsch. Die Gastronomie hat jetzt ein halbes Jahr Zeit gehabt, sich Gedanken zu machen. Wir Gastronomen sind uns unserer Verantwortung bewusst – schließlich haben wir uns bereits vor Corona mit Hygienekonzepten beschäftigt. Sie sind fester Bestandteil unseres Alltags. Gerade deshalb haben wir in den letzten Monaten auch noch einmal aufgerüstet. In meinem Lokal kann ich das Einhalten der Abstandsregelungen garantieren. Meine Zweiertische kann ich je nach Bedarf und Reservierung aufstellen. In einem Lokal essen zu gehen, ist sicherer als sich zu Hause auf engstem Raum mit Freunden zusammenzurotten.

Bayern schreibt derzeit eine Sperrstunde von 22 Uhr vor. Ist das Ihrer Meinung nach gerechtfertigt?

Will man mehrere Gänge essen, muss man ständig auf die Uhr schauen, um im Zeitplan zu bleiben, das hat nichts mit einem gemütlichen Abend zu tun. Und die Menschen werden nach 22 Uhr dann eben den Abend mit Freunden zu Hause ausklingen lassen. Ohne Abstands- und Hygieneregelungen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und wird nicht aufhören, in physischen Kontakt zu treten.

Welchen Fehler macht die Politik gerade?

Sie betreibt gerade puren Aktionismus, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. 22 Uhr Sperrstunde ist ein Genickschlag für uns Gastronomen. Oft erfahren wir die neuen Regeln erst aus den Medien, sollen sie aber postwendend anwenden. Miteinander reden wäre sinnvoll. Schließlich geht es darum, ein Stück Lebensqualität für die Menschen zu bewahren und gleichzeitig eine große Branche am Leben zu erhalten – die Gastronomie. Wir wollen auch nach der Pandemie noch für unsere Gäste da sein. Ich kann es nur wiederholen: Wir Gastronomen sind uns unserer Verantwortung besonders bewusst.

INTERVIEW: STEPHANIE EBNER

Bachmeier Genussfreuden

folgt der ehemaligen Brasserie L’Atelier in den komplett umgebauten Räumen an der Westenriederstraße 43.

Auf der Speisekarte stehen neben Bachmeiers Klassikern wie Kalbsfleischpflanzerl (16 Euro) oder Schmorgerichten (28 Euro) auch neue Kreationen: „Ich will die Gäste verwöhnen“, sagt der Koch.

Preislich liegen die Hauptgerichte abends bei 30 Euro, die kleine Portion ist um die 20 Euro zu haben.

Geöffnet täglich außer sonn- und feiertags ab 11.30 Uhr bis 22 Uhr (Corona-bedingt), sonst bis 1 Uhr.

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