Ein Spion, sein Komplize und geheime Informationen, die nach Russland gebracht werden sollten. Es klingt wie ein Spionage-Thriller, ist aber alles andere als Fiktion. Nachdem Ende Dezember bereits ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) wegen Spionageverdacht in Berlin festgenommen wurde, gelang den Ermittlern ein weiterer Schlag – diesmal am Münchner Flughafen.
Wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag mitteilt, wurde Arthur E. bereits am Sonntag bei seiner Einreise aus den USA nach Deutschland festgenommen. Der Verdacht: E. soll die sensiblen Informationen des bereits in Untersuchungshaft sitzenden BND-Mitarbeiters Carsten L. nach Russland gebracht haben. Jetzt sitzt der Komplize ebenfalls wegen des Verdachts auf Landesverrat in Untersuchungshaft. Genauere Details zur Festnahme will die Bundesanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben.
Doch wer ist Arthur E. überhaupt? Laut „Zeit“ soll er ein deutscher Staatsbürger mit russischen Wurzeln sein. Anders als L. ist der jetzt Festgenommene kein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes, soll aber mit dem BND-Angestellten unter einer Decke stecken. E. habe bereits umfassend ausgesagt.
Wie die „Zeit“ weiter berichtet, könnte Arthur E. als möglicher Drahtzieher der Spionage-Operation fungiert haben. Demnach hat er womöglich schon letzten Sommer Carsten L. davon überzeugt, BND-Informationen weiterzugeben – gegen Geld. E. soll dann diese Informationen nach Russland gebracht und dem Geheimdienst übergeben haben, lautet der Haftbefehl. Für Landesverrat drohen im Fall einer Verurteilung lange Haftstrafen.
Besonders im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist diese Spitzel-Affäre von höchster Brisanz. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll es sich bei den weitergegebenen Informationen um Inhalte zur Lage in der Ukraine handeln.
Auch auf den BND wirft dieser Fall einen dunklen Schatten. 2016 hatte die Behörde bereits einen Spion in den eigenen Reihen. Das Oberlandesgericht München verurteilte damals den Mitarbeiter in der Poststelle des BND Markus R. zu acht Jahren Haft wegen Landesverrats. Aus Langeweile und Unzufriedenheit bei der Arbeit spitzelte R. jahrelang für den US-Geheimdienst CIA. Auch er suchte Kontakt nach Russland. Diesmal half die US-Bundespolizei FBI dem BND dabei, die Spitzel zu enttarnen. Doch im politischen Berlin bleibt man wachsam.
LEONIE HUDELMAIER