Azubi-Appartements am Candidplatz?

von Redaktion

Untergiesing: Candidtor-Investor will 21 kleine Ein-Zimmer-Wohnungen schaffen

Die Mieten in München steigen immer weiter, das zeigt aktuell eine Auswertung der Immobilienberatung JLL. Weil sich immer weniger Menschen den Kauf einer Immobilie leisten können, steigt der Druck auf den Markt. Die Preise gehen nach oben. Besonders heftig trifft das diejenigen, die weniger Geld zur Verfügung haben. Deshalb soll in Untergiesing ein Projekt entstehen, das günstigen Wohnraum für Auszubildende schaffen soll. Am Candidplatz nahe dem Auer Mühlbach möchte der Immobilienentwickler „Ehret und Klein“ bestehende Gebäude aufstocken und 21 kleine Ein-Zimmer-Apartments schaffen.

Profitieren könnten beispielsweise Azubis, die nicht aus München stammen, aber in der Landeshauptstadt ihre Ausbildung absolvieren. Ein vergleichbares Projekt wird bereits in der Entenbachstraße vom Kolping-Bildungswerk betrieben.

Das Kolping-Werk soll auch am Candidplatz Projektpartner werden, so sieht es ein Vorvertrag vor. Denn das Projekt in Untergiesing steht vor einigen Hürden: Die Gebäude, die aufgestockt werden sollen, sind eigentlich als Gewerbeimmobilien ausgewiesen. In Wohnraum können sie nicht ohne Weiteres umgewandelt werden. Und auch die Stellplatzverordnung, die regelt, wie viele Stellplätze für Autos auf einem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen, müsste ausgehebelt werden. Kompliziert, aber nicht unmöglich. Durch die Zusammenarbeit mit Kolping zum Wohle junger Menschen mit niedrigem Einkommen könnte die Ausnahme erwirkt werden.

Dass das Büro Ehret und Klein sich auf ein solches Projekt einlässt, überrascht im ersten Moment. In Untergiesing hat der Immobilienentwickler bisher eher durch das Großprojekt „Candidtor“ für Schlagzeilen gesorgt – und viel Kritik einstecken müssen. Nachdem sich dieses Bauvorhaben jedoch weiter verzögert, steht nun das Azubi-Wohnheim auf der Agenda.

Beim zuständigen Bezirksausschuss (BA) stößt die Projektidee auf wohlwollende Zustimmung. Die Grünen begrüßen die Schaffung von Wohnraum für Azubis in einer teuren Stadt wie München. Allerdings erklärte Fraktionssprecherin Dietlind Alber: „Wichtig wäre uns, dass diese Sonderwohnform dauerhaft gesichert wird – auch falls das Candidtor kommen sollte.“ Das Azubi-Wohnheim dürfe kein Hintertürchen für Luxusapartments mit Sondergenehmigung sein.

„Es ist schon vorgekommen, dass Projekte als Studentenwohnraum angepriesen wurden und sich dann als unfassbar teure Apartments entpuppt haben“, erinnert sich Alber. Doch die Zusammenarbeit mit dem Kolping-Werk schafft offenbar Vertrauen. Aktuell läuft das Genehmigungsverfahren für die Azubi-Wohnungen. VINCENT SUPPÉ

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