Vier Kandidaten für den Chefsessel der EU

von Redaktion

Brüssel – Noch ist EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Amt, doch das Rennen um seine Nachfolge hat längst begonnen. Nun stehen die Bewerber für die Spitzenkandidatur der beiden größten Parteienfamilien in Europa fest – der konservativen EVP und der sozialdemokratischen SPE. Wer bei der Europawahl am 26. Mai 2019 die größte Fraktion hinter sich vereint, hat gute Chancen auf das mächtigste EU-Amt.

Manfred Weber, EVP: Er ist der wohl aussichtsreichste Bewerber im Rennen – allein schon, weil der CSU-Mann seit 2014 die größte Fraktion im EU-Parlament anführt. Weber gilt als leiser und akribischer Arbeiter. In den Reihen der Europäischen Volkspartei (EVP), der auch die Unionsparteien angehören, kann der Niederbayer auf breiten Rückhalt zählen. Mehrere Regierungschefs und Oppositionsführer haben sich zudem bereits öffentlich hinter ihn gestellt. Da die Konservativen auch nach der Europawahl stärkste Fraktion bleiben dürften, hätte er beste Aussichten.

Alexander Stubb, EVP: Auf den ersten Blick ist der weltgewandte Finne der absolute Gegenentwurf zu Weber. Zwar ist der charismatische Marathonläufer vier Jahre älter als sein Konkurrent, dennoch wirkt er nach außen jugendlicher und frischer – und bedient damit die Hoffnung mancher auf einen echten Aufbruch nach der Ära des EU-Urgesteins Juncker. Zudem ist Stubbs Lebenslauf bereits jetzt reich an verantwortungsvollen Posten: Ex-Regierungschef, Ex-Parteichef, Ex-Außenminister, Ex-Europaminister, Ex-Finanzminister. Politisch unterscheidet sich Stubb, der fließend Deutsch spricht, indes kaum von Weber. Er verortet sich lediglich „ein kleines bisschen weiter mitte-links“.

Die Entscheidung zwischen den Bewerbern fällt am 8. November in Helsinki.

Frans Timmermanns, SPE: Vize ist er schon, nun will Frans Timmermans auch die Nummer eins in der EU-Kommission werden. Der Niederländer beherrscht sieben Sprachen und bewegt sich dank seiner großen Erfahrung mühelos im komplexen EU-Gefüge. Der Bilderbuch-Europäer wuchs in Paris, Brüssel, Rom und im niederländischen Heerlen auf. Maros Stefcovic, SPE: Nur Außenseiterchancen werden Maros Sefcovic eingeräumt. Der 52-jährige Slowake ist aktuell ebenfalls Vize-Präsident der Kommission und als solcher vor allem für Energiethemen zuständig. Zuvor war der Vater dreier Kinder unter anderem EU-Botschafter seines Landes in Brüssel sowie Botschafter in Israel. Als Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) wolle er die Spaltung zwischen Arm und Reich überwinden.

Die Entscheidung, wer für die Sozialdemokraten antritt, fällt im Dezember.

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