Diskussion über das Internet

Die digitale Kluft wächst

von Redaktion

MIKE SCHIER

Irgendetwas ist mit Deutschland passiert: Seit dem Video des Youtubers Rezo wird darüber diskutiert, ob die CDU internetaffin genug ist. Mehr noch: Die Wahlergebnisse bei Jungwählern versetzen die Volksparteien in Alarmstimmung. Der Blogger Sascha Lobo konstatierte gar, die GroKo regiere „ein Land, das es nicht mehr gibt“.

Ist das so? Die Wahrheit lautet eher, dass sich die digitale Kluft vergrößert. Natürlich gibt es noch das alte Deutschland, aber eben auch ein neues – die Wahlergebnisse sind nur Ausdruck dieses radikalen Wandels. Er verschärft die Konflikte zwischen Jung und Alt sowie zwischen Stadt und Land. Die einen bewegen sich komplett online, die anderen sind froh, wenn es Handyempfang gibt. Letzteres ist umso bemerkenswerter, weil die Politik „Digitalisierung“ viel zu lange auf das Verteilen von Förderbescheiden reduzierte und dabei übersah, dass in fast allen Lebensbereichen völlig neue Antworten nötig wären.

Die Debatte hat erst begonnen; dank Annegret Kramp-Karrenbauer leider eher holprig. Wir müssen Meinungen im Internet nicht „regulieren“, sondern lernen, besser mit ihnen umzugehen. Das Bildungssystem wäre gefordert: Dass Schüler weiter Jahreszahlen und Gedichte beherrschen, ist richtig, aber mindestens ebenso wichtig ist es heute, beim Googeln unseriöse Quellen zu erkennen oder zu hinterfragen, wer was warum ins Netz stellt. Und auch die ältere Generation muss neu lernen – Stichwort Erwachsenenbildung: Bei der Digitalisierung sind wir fast alle Autodidakten. Wenn der Staat aber nicht will, dass sich die Kluft vergrößert, muss er allen die Möglichkeit geben, an neuer Technik teilzuhaben.

Mike.Schier@ovb.net

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