Untersuchungsausschuss kommt

Das Wirecard-Tribunal ist überfällig

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Der Untersuchungsausschuss zu Wirecard kommt. Was denn bitte sonst? Im größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte gibt es zu viele Spuren, die bis in die höchsten Kreise der deutschen Politik führen, als dass FDP, Linke und Grüne der Versuchung widerstehen könnten und sollten, die Regierung vor der Bundestagswahl nach allen Regeln der Kunst zu grillen.

Gefährlich wird der Ausschuss vor allem für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Sein Finanzministerium hat die Aufsicht über die Finanzaufsicht Bafin – jene Behörde, in der sich die Hinweise auf den Betrug beim Aschheimer Unternehmen regelrecht stapelten. Trotzdem stellte sich die Bafin gefühlt auf die Seite Wirecards, als es Aktienspekulationen gegen das Dax-Unternehmen verbot, Mitarbeiter zockten sogar wie wild mit Papieren des Finanzdienstleisters. Keine gute Figur gab ebenfalls das CDU-geführte Bundeswirtschaftsministerium ab, das die Aufsicht über die Wirtschaftsprüfer hat, die im Fall Wirecard so haarsträubend versagten. Doch auch für die CSU ist der Fall hochnotpeinlich: Im Münchner Landeskriminalamt versandeten wichtige Hinweise, und ausgerechnet der CSU-Freiherr zu Guttenberg lobbyierte für das Skandalunternehmen intensiv bei der Kanzlerin. Zudem führt eine heiße Spur in Putins Russland, wohin sich der hochkriminelle Wirecard-Manager Marsalek flüchtete. Dem nun einsetzenden Schwarze-Peter-Spiel der GroKo-Parteien darf die Opposition vergnügt entgegensehen.

Grenzenlose Naivität ist das Mindeste, was man der Regierung vorwerfen muss, vielleicht aber auch grobe Fahrlässigkeit oder mehr. Dem Finanzplatz Deutschland und hunderttausenden Anlegern ist massiver Schaden zugefügt worden. Der Untersuchungsausschuss hat viel zu tun, wenn er bis zur nächsten Sommerpause Licht ins Wirecard-Dunkel bringen will.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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