CLAUDIA MÖLLERS
Traditionen wandeln sich – das mag einem gefallen oder nicht. Das betrifft auch das Weihnachtsfest. Angesichts des Ukrainekriegs, der bitteren Not der Menschen im winterlichen Kriegsgebiet, aber auch der Sorgen vieler Menschen hierzulande, die sich ein molligwarmes Wohnzimmer am Heiligabend nicht leisten können, denken viele über ein „abgespecktes“ Weihnachtsfest nach.
Notgedrungen diejenigen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen und sich vor brutalen Energienachzahlungen fürchten. Aber auch jene, die bislang noch halbwegs gut zurechtkommen, sind ins Nachdenken gekommen. Übertriebener Pomp und gleißender Lichterglanz sind in diesem Jahr verpönt. Trotzdem sind Weihnachtstraditionen wichtig – gerade im familiären Bereich. Selbst wenn nicht alle an die Geburt Jesu glauben: Dass sich Familien zu diesem Fest treffen, gemeinsam essen – vielleicht auch zusammen kochen –, endlich mal wieder miteinander reden und einfach gemeinsame Zeit verbringen, ist eines der schönsten Geschenke.
„Das ist sozialer Kitt“, stellt eine Alltagskulturforscherin fest. Und der kann auch Veränderungen der Traditionen aushalten. Sei es bei der Menge und der Auswahl der Geschenke. Sei es beim Essen. Sei es bei der Gestaltung der Feiertage. Zum sozialen Zusammenhalt gehört es, diejenigen nicht zu vergessen, für die Weihnachten dunkel, kalt und einsam ist. Hier können sich neue Traditionen entwickeln, die das Fest von innen leuchten lassen. Jeder einzelne gläubige Christ hat es darüber hinaus in der Hand, dem Fest seine spirituelle, transzendente Dimension zu geben.
Claudia.Moellers@ovb.net