Ukrainische Großoffensive

Zermürbendes Verwirrspiel

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

„Jede militärische Operation beinhaltet Täuschung. Wenn du fähig bist, erscheine unfähig. Selbst wenn du tätig bist, erscheine untätig.“ Die rund 2500 Jahre alten Weisheiten aus der „Kunst des Krieges“ des chinesischen Generals Sun Tzu klingen wie Beschreibungen der aktuellen ukrainischen Militärstrategie. Das seit Wochen andauernde Verwirrspiel um die Frühlingsoffensive, die nun allenfalls eine Sommeroffensive wird, zermürbt die russischen Aggressoren zunehmend. So sehr, dass sich Wagner-Söldner, Kadyrows Tschetschenen und russische Armee inzwischen gegenseitig bekriegen und russische Feldkommandeure den Erfolgsmeldungen aus Moskau offen widersprechen. Dadurch, dass die russische Bevölkerung in der Grenzregion zur Ukraine inzwischen auch Kriegsopfer ist, hat sich die Wahrnehmung der „Spezialoperation“ in Russland dramatisch verändert: Putin hat sein Land durch den Überfall auf die Ukraine nicht sicherer gemacht, wie er es versprochen hat – im Gegenteil: Der Krieg kommt zu den Russen.

Doch in diesen Gefechten auf russischem Boden steckt auch eine große Gefahr für Wolodymyr Selenskyj: Er hat Joe Biden und Olaf Scholz wiederholt versprochen, dass westliche Waffen nicht auf russischem Boden eingesetzt werden. Guerillatruppen kämpfen dort aber sehr wohl mit westlichem Material, und es ist unklar, wie gut Kiew diese „Sabotagegruppen“ unter Kontrolle hat. Selenskyj darf die Attacken auf Russland nicht überziehen, sonst riskiert er, die westliche Unterstützung zu verspielen.

Klaus.Rimpel@ovb.net

Artikel 9 von 11