Ägyptischer Präsident: Abdel Fattah al-Sisi. © Hockstein/AFP
Kairo – Das kleine Mädchen ist so süß, dass Markus Söder nach seinem Namen fragt. „Das ist meine Tochter“, sagt der Ägypter stolz. Söder stutzt. Denn der Mann ist ein koptischer Priester. Und anders als deutsche Vertreter der katholischen Kirche dürften bei den koptischen Christen in Ägypten auch die Pfarrer Kinder haben – obwohl an der Wand ein Bild von Papst Franziskus hängt.
Am letzten Tag seiner Ägyptenreise hat Söder im Süden Kairos ein Priesterseminar besucht. Es ist ein lehrreicher Ausflug, denn vieles über die Situation der Kopten ist in Bayern nicht bekannt. 90 Prozent der Ägypter sind sunnitische Muslime, aber immerhin zehn Prozent Christen. Zehn Millionen Menschen. Bischof Tomas Adly Zaki preist die Unterstützung durch den Staat – das Porträt von Präsident al-Sisi hängt neben dem von Franziskus. Der Staat stelle Grundstücke kostenlos zur Verfügung, berichtet der Bischof. Immer wieder sieht man am Straßenrand neben den Moscheen auch christliche Kirchen. „Es ist für ein muslimisches Land eine relativ gute Situation“, sagt Söder.
Das war keineswegs immer so. Auch nicht in Ägypten. Nach dem arabischen Frühling gewannen die Muslimbrüder die Wahl, unter Präsident Mohammad Mursi verschlechterte sich die Situation der Kopten rasant. Kirchen wurden angezündet, es gab Feindseligkeiten auf offener Straße. Gläubige wurden angespuckt. Ausgerechnet der Militärputsch 2013 und al-Sisis Machtübernahme beruhigten die Situation der christlichen Minderheit – umgekehrt sitzen heute viele Muslimbrüder im Gefängnis. Seit 2018 gab es keinen größeren Anschlag auf Kirchen.
MIK