Abwägen zwischen individuellem Bedürfnis und Wirkung nach außen

von Redaktion

Bauausschuss Stephanskirchen stimmt privatem Lärmschutz zu – Nachdenken über Vorschriften in künftigen Plänen

Stephanskirchen – „Ich kann die Anwohner ja verstehen, die Ruhe und Privatsphäre wollen“, erklärte der Zweite Bürgermeister Robert Zehetmaier (Bayernpartei) im Bauausschuss, als es um einen Lärmzaun an der Wasserburger Straße ging. Das konnten durchaus auch andere Mitglieder des Ausschusses. Aber auch der Einwand von Bauamtsleiter Wolfgang Arnst, dass man die Wirkung solcher Zäune im Blick behalten sollte, stieß auf Zustimmung. „Stellen Sie sich einmal vor, die Wasserburger Straße hätte auf der ganzen Länge links und rechts Lärmschutzzäune – was für eine Aufenthaltsqualität haben Fußgänger dann dort noch?“ Da schüttelten sich einige Gemeinderäte kurz. Herbert Bauer (Parteifreie) brachte eine Begrünung der Außenwand ins Spiel – die dann auch auf Dauer bleiben müsse.

Wobei dieser Antrag auf Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans nur der Auslöser für die kurze Diskussion war. Denn auch an anderen Straßen in Stephanskirchen gibt es immer wieder – und zunehmend häufiger – diese Wünsche.

Erlaubt sind in den meisten Bebauungsplänen Zaunhöhen von einem bis 1,20 Metern. „Allerdings war in den 1980er-Jahren der Verkehr auch ein anderer, als heute“, so Arnst. Gerade an den Straßen mit viel Durchgangsverkehr sei die Tendenz zu Schutzzäunen festzustellen. Bauer und Zehetmaier erinnerten sich noch an einen – abgelehnten – Lärmschutzzaun an der Salzburger Straße. Die gewünschten drei Meter Höhe ließen das Vorhaben laut Zehetmaier scheitern.

Mit dem Anlieger der Wasserburger Straße einigte sich die Gemeinde auf 1,8 statt zwei Metern Höhe, er darf seinen bereits begonnenen Lärmschutzzaun fertig bauen. Das beschloss der Bauausschuss einstimmig.

Der Bauamtsleiter regte an, dass Verwaltung und Rat überlegen sollten, ob bei künftigen Bebauungsplänen an den 100 bis 120 Zentimetern Zaunhöhe festgehalten werden soll. Und ob man dafür die „ganz dicken Bretter bohren“ und versuchen solle, die Belastung durch den Verkehr zu mindern – was vor allem bei Johannes Lessing (Die Grünen) auf große Zustimmung traf.

Nicht diskutiert hat der Bauausschuss eine generelle Überarbeitung der derzeit rund 50 gültigen Bebauungspläne, die es zwischen Inn und Simssee im Gemeindebereich gibt.

Zum einen, weil nicht überall Lärm- oder Sichtschutzzäune gewünscht sind, zum anderen, weil dafür erkleckliche Kosten anfallen. Da bleibt die Gemeinde vorerst lieber bei den individuellen Regelungen. Sylvia Hampel

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