Rosenheim/Stephanskirchen/ Samerberg – Bereits vor zwei Jahren setzte Stephanie Wimmer ihren Wunsch, den Verkauf von Bio-Produkten aus der Region zu unterstützen, in die Tat um. Ende des Jahres 2020 gründete sie dafür die Rosenheimer Marktschwärmerei. Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, auf der regionale Lebensmittel bestellt und einmal pro Woche in Rosenheim abgeholt werden können.
Durch Corona
verwöhnt
Bis zum Sommer 2022 wuchs das Projekt und lockte sowohl die Anbieter als auch die Kunden regelmäßig in das Café des Rosenheimer Gründerzentrums Stellwerk18. Doch bereits im Mai war für die Schwärmerei plötzlich kein Platz mehr für das wöchentliche Treffen. Der Grund: „Wir waren durch Corona verwöhnt”, sagt Wimmer. Was zunächst kurios klingt, erklärt die Samerbergerin anhand der veränderten Einstellung der Kunden und der Auslastung des bisherigen Standortes. Zum einen seien viele Menschen während der Pandemie vermehrt zu Hause gewesen und hätten sich eher mit Kochen oder nachhaltiger Ernährung beschäftigt. „Zum anderen gab es weniger Veranstaltungen, weshalb wir das Café am Stellwerk18 nutzen konnten”, bilanziert Wimmer. Doch damit ist nun Schluss.
Um die Schwärmerei mit den mittlerweile rund 20 Betrieben und den gut 30 Stammkunden zu retten, kam Rudolf Finsterwalder ins Spiel. Der Eigentümer der Stephanskirchner Landl- mühle war mit seinem Simsseer Weidefleisch von Anfang an Teil von Wimmers Projekt: „Ich fand das System schon immer total überzeugend und habe deshalb angeboten, einen passenden Standort dafür zur Verfügung zu stellen“, berichtet Finsterwalder. Die Grundidee passt seiner Meinung nach perfekt in das gesamte Konzept der Landlmühle, die mit Gewürzladen oder einem eigenen Gemüseanbau ohnehin auf Nachhaltigkeit setze. Dass die Landwirte aus der Region einmal die Woche wie auf einem Wochenmarkt zusammenkommen und direkt an die Kunden verkaufen, ist laut Finsterwalder die perfekte Ergänzung.
Auch die Organisatorin freut sich über den neuen Standort. In der Tenne des ehemaligen Hofes, in dem früher das Getreide gedroschen und gelagert wurde, wird nun jeden Donnerstag zwischen 18 und 19.30 Uhr „geschwärmt”. Bis Dienstagabend können die Kunden online zwischen Käse, Fleisch oder auch Kosmetikprodukten ihre Produkte auswählen, die dann vor Ort direkt von den Erzeugern verkauft werden. Der Erlös geht laut Wimmer dann zu gut 80 Prozent an die Betriebe. Rund zehn Prozent bekommt die Marktschwärmerei Online-Plattform, acht Prozent bleiben bei Wimmer. „Davon werde ich sicher nicht reich, aber darum geht es mir auch überhaupt nicht.” Um die Rosenheimer Schwärmerei zu organisieren, bekommt sie Unterstützung von der gesamten Familie. Sowohl ihre Mutter als auch ihr Onkel und ihr Freund helfen beim Herrichten und Verteilen der Kisten. Auch ein Lieferdienst ist gegen einen Aufpreis Teil des Gesamtkonzeptes. Nach einem „schweren Jahr 2022” ist es für die engagierte Samerbergerin nun wichtig, die Menschen noch mehr auf die regionalen Ressourcen aufmerksam zu machen. Auch wenn eventuell viele aufgrund der gestiegenen Lebenskosten auf die Ausgaben achten müssen. „Die Inflation hat uns deutlich weniger getroffen als zum Beispiel die großen Supermarktketten”, meint sie. Denn dadurch, dass die Produkte aus der Region kommen, sei die Ware nicht so sehr von steigenden Transportkosten abhängig. So viel teurer sind die Bio-Lebensmittel laut Wimmer also nicht geworden.
Um das Bewusstsein für die regionalen Lebensmittel weiter zu schärfen, hofft Wimmer, die Schwärmerei vielleicht im kommenden Jahr ausweiten zu können. „Ich suche noch nach einem weiteren Standort direkt in Rosenheim, sodass es noch einfacher wird, die Sachen schnell abzuholen“, sagt Wimmer.
Wunderbar
geeignet
Die Landlmühle sei allerdings in jedem Fall wunderbar geeignet, um zum Beispiel nach dem Einkauf zwischen den Heuballen noch zu verweilen. Die Marktschwärmerei wird dementsprechend dank der Hilfe aus Stephanskirchen weiter erhalten bleiben.