Plane aufgeschlitzt – im Zug versteckt

von Redaktion

Bundespolizei greift 14 afrikanische Migranten auf – Kontrollen schließen sich nahtlos an 2017 an

Rosenheim – Die Bundespolizei hat am Dienstag bei Güterzugkontrollen in Rosenheim insgesamt 14 Migranten in Gewahrsam genommen. Sie hatten sich in Lkw-Aufliegern versteckt. Mithilfe eines Polizeihubschraubers war es den Beamten frühzeitig möglich, die aufgeschlitzten Planen der transportierten Auflieger zu erkennen. Die Afrikaner, vier von ihnen sind noch minderjährig, waren laut Polizei offenbar schon in Italien auf die Ladeflächen geklettert.

Blinde Passagiere stammen aus Afrika

Die Bundespolizisten entdeckten bei ihrem Schwerpunkteinsatz am Rosenheimer Bahnhof auf zwei Güterzügen mit Abfahrtsort Verona eine elf- und eine dreiköpfige Personengruppe. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei stammen die „blinden Passagiere“ aus Gambia, Ghana, Nigeria, Kamerun, Sierra Leone und der Elfenbeinküste. Keiner der 14 Migranten konnte sich ausweisen. Die zehn Erwachsenen waren zwischen 18 und 40, die vier Minderjährigen zwischen 15 und 17 Jahre alt.

Ein Polizeihubschrauber unterstützte von oben die Kontrollen am Dienstag. „Dessen Besatzung informierte die Einsatzkräfte am Boden, dass Planen der Lkw-Auflieger aufgeschnitten waren“, so Bundespolizeisprecher Rainer Scharf im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Die leicht unterkühlten Migranten brachte die Bundespolizei zu den beheizten Containern am Bahnhofsvorplatz und weiter zur Bundespolizeiinspektion.

In der Dienststelle schlossen sich dann eine medizinische Untersuchung sowie eine Durchsuchung und eine grenzpolizeiliche Befragung der Afrikaner an. Dabei bekundeten fünf von ihnen, dass es ihnen nicht auf Schutz oder Asyl in Deutschland ankäme – die Polizei wies sie deshalb nach Österreich zurück. Die vier Minderjährigen kamen in die Obhut des Jugendamtes. Eine Frau und drei Männer gelangten zur Aufnahmestelle für Flüchtlinge.

Die diesjährigen Kontrollen schließen sich nahtlos an die des Vorjahres an: 2017 fand die Rosenheimer Bundespolizei rund 330 Migranten, die teilweise unter lebensgefährlichen Umständen auf den Güterzügen mitgefahren waren.

Während im ersten Halbjahr 2017 gerade einmal 20 entdeckt wurden, waren es im Juli schon über 100, wie Sprecher Scharf berichtet. Im August fanden die Bundespolizisten 80 Migranten, im September 30, im Oktober zehn und im November sowie Dezember jeweils 40.

Während die Bundespolizei die Kontrollen zunächst in Raubling vornahm, agiert sie seit Oktober vom Rosenheimer Bahnhof aus. „Hier haben wir unseren eingezäunten Bereich zum Kontrollieren. Der Pendlerverkehr wird nicht mehr beeinträchtigt“, so Scharf.

Wie wichtig die Güterzugkontrollen sind, zeigte im vergangenen Jahr der Tod eines Flüchtlings, der auf Höhe von Großkarolinenfeld vom Zug stürzte und starb. Bayernweit hat die Bundespolizei 2017 etwa 980 illegale Einreisen auf Güterzügen gezählt. Ob und wann der Zustrom nachlässt, ist auch heuer noch nicht absehbar. re/suh

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