Rosenheim – Alois Obermeier kennt sich aus mit Bienen. Seit 70 Jahren ist er Mitglied im Imkerverein, hat 60 Jahre lang als Hygienewart die Arbeit der Imker des Landkreises begleitet. Er leitete Schulungen, gab immer wieder Fortbildungen – und informierte die Mitglieder über die verschiedenen Bienenkrankheiten. Darunter auch die „Amerikanische Faulbrut“, jene Bienenseuche, die jetzt im Rosenheimer Stadtteil Egarten ausgebrochen ist.
Entdeckung bei einer Routineuntersuchung
Dabei handelt es sich um eine hoch ansteckende, bakterielle, anzeigepflichtige Seuche, die die Brut der betroffenen Bienenvölker befällt. Wie das Veterinäramt mitteilte, wurden die Erreger im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt. So hatten ein Amtstierarzt und ein Sachverständiger bei der Begutachtung des Bienenstandes erste Krankheitssymptome festgestellt. „Vereinzelte Brutzellen zeigten eine bräunliche fadenziehende Masse“, erklärt Michael Fischer, Pressesprecher des Rosenheimer Landratsamtes, auf OVB-Anfrage.
Nachdem das Veterinäramt informiert wurde, haben Stadt und Landkreis eine Allgemeinverfügung erlassen. So wurde unter anderem ein Sperrbezirk im Umkreis von mindestens einem Kilometer um den Ausbruchsort eingerichtet. Bienenvölker dürfen nicht aus dem Sperrbezirk herausgebracht werden. Das gilt auch für dort hergestellten Honig, Bienenwachs oder Wabenteile.
„Da die Erkrankung zu einem frühen Zeitpunkt erkannt wurde, besteht große Hoffnung, dass sich die Seuche noch nicht weiter ausgebreitet hat“, heißt es vonseiten des Landratsamtes. Zudem seien bereits erste Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt worden. „Bienenvölker wurden untersucht, zudem wurde eine Betriebssperre erlassen“, sagt Michael Fischer.
Wie wichtig diese Maßnahmen sind, weiß auch Alois Obermeier. Er rät zudem dazu, die Waben zu verbrennen und die Bienenvölker in eine neue Heimat umzusiedeln. „Den Bienen selbst macht die Seuche nichts aus“, erklärt der Experte. Dafür wird – im schlimmsten Fall – die komplette Brut zerstört. Für den Imker ist das laut Obermeier häufig mit einem hohen finanziellen Schaden verbunden. „Die Brut kann man für dieses Jahr eigentlich komplett abschreiben“, sagt er.
Umso mehr appelliert er an die Vernunft der Bürger. Denn die Erreger der „Amerikanischen Faulbrut“ stecken oftmals im Honig. Heißt: Unverschlossene und ungenügend gereinigte Honiggläser stellen eine Ansteckungsgefahr für Bienen dar. „Wenn die Bienen in der Natur keine Nahrung finden, fliegen sie zu den Containern und tragen die Honigreste mit dem Erreger zu ihrer Brut“, sagt Obermeier. Die Sporen des Bakteriums würden sich ihm zufolge vor allem in importierten Honigen finden, die im Handel angeboten werden.
Letzter Ausbruch
im Jahr 2015
Ein letzter Ausbruch der „Amerikanischen Faulbrut“ in der Region fand im Jahr 2015 statt – ebenfalls im Rosenheimer Stadtgebiet. Zwei Jahre später wurden die Sperrmaßnahmen aufgehoben. Ob es im Egarten ähnlich lange dauern wird, ist im Moment noch offen. In den kommenden Tagen und Wochen werden alle Bienenbestände im Sperrbezirk klinisch untersucht. „Im Untersuchungsgebiet findet eine Probennahme in allen Bienenbeständen statt“, ergänzt Michael Fischer.
Keine Gefahr
für den Menschen
Für die Bürger besteht dem Pressesprecher zufolge keine Gefahr, da die Seuche für Menschen ungefährlich ist. Auch Honig und Honigprodukte werden in ihrer Qualität nicht beeinflusst.