Eine Grenzpolizei für Grassau

von Redaktion

Die Sicherung der Grenzen des Landes ist aktuell bundesweit in der Diskussion. In der Region werden Fakten geschaffen. Grassau soll künftig eine Grenzpolizeistation bekommen – mit Auswirkungen über den Landkreis hinaus. Aber auch lokal, direkt vor Ort, gibt es große Veränderungen.

Grassau/Rosenheim – Was passiert mit der Polizei in Grassau? In jüngster Zeit wurden viele Spekulationen über den Standort im Achental laut. Die Presseabteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim gab sich zuletzt zugeknöpft, gab lediglich bekannt, dass es erste Überlegungen hinsichtlich einer weiteren Stärkung des Streifen- und Präsenzdienstes in Grassau gibt.

Standort soll Beispiel
Mittenwald folgen

Näheres wurde am Dienstagnachmittag bekannt. In Rosenheim fand eine Pressekonferenz mit Polizeivertretern statt, darunter auch Frank Hellwig, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Das Präsidium ist für neun Landkreise sowie für die kreisfreie Stadt Rosenheim zuständig und prüft kontinuierlich seine Organisationsstrukturen. „Dazu zählt auch, dass wir das Heranwachsen der bayerischen Grenzpolizei umsetzen, die können wir aber nicht so einfach aufteilen”, betonte Hellwig.

Er ging anschließend auf ein Beispiel von August 2023 ein. Die Polizeiinspektion Mittenwald wurde in die Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen integriert. Zeitgleich wurde am bisherigen Standort eine neue Grenzpolizeistation Mittenwald eingerichtet, die der Grenzpolizeiinspektion Murnau nachgeordnet ist. Diese Umstrukturierung habe sich als sehr erfolgreich erwiesen und kam bei der Bevölkerung und Politikern gut an, wie Hellwig mitteilte. So ein Vorhaben ist nun auch in Grassau geplant.

Konkret sei damit aber weder beabsichtigt, den Polizeistandort Grassau aufzugeben, noch die Polizeipräsenz dort zu verringern. Es sind derzeit Planungen im Gange, die Polizeiinspektion Grassau in die Polizeiinspektion Traunstein zu integrieren. In Grassau soll dann eine Grenzpolizeistation eingerichtet werden, die der Grenzpolizeiinspektion in Raubling nachgeordnet ist.

Dadurch sollen der Wach-, Streifen-, und Ermittlungsdienst in Traunstein verstärkt werden. Es bedeute jedoch nicht, dass es dadurch weniger Polizeipräsenz in Grassau gibt. In Traunstein wird – wie beim Beispiel in Mittenwald  – eine zusätzliche Streife ihren Dienst aufnehmen, die rund um die Uhr den Dienstbereich der Polizei Grassau betreut. Dazu zählen die Gemeinden Grassau, Marquartstein, Schleching, Staudach-Egerndach, Übersee, Unterwössen und Reit im Winkl.

Mit der Grenzpolizeistation werde darüber hinaus die Polizeipräsenz im Achental mit einer weiteren Streife rund um die Uhr gestärkt. „Wir schaffen also keinen Verlust, sondern ein Mehr“, betonte Hellwig. Weitere Vorteile seien, dass somit auch die grenzüberschreitende Kriminalität im Gebiet zwischen dem Achental und Kössen besser überwacht werden kann, zum Beispiel Schmuggel. „Hierdurch erwarten wir uns einen weiteren Sicherheitsgewinn“, sagte Hellwig. Auch der aktuelle Leiter der Polizeiinspektion Grassau, Marcus Roth, war bei dem Pressetermin anwesend. Am Abend informierte er den Marktgemeinderat Grassau über die Ergebnisse des Gesprächs, wie Bürgermeister Stefan Kattari auf Nachfrage berichtet.

Kritisch habe das Gremium hinterfragt, was das für die Bürger im Zuständigkeitsgebiet der Polizei Grassau bedeutet, ob diese für Anliegen bis nach Traunstein fahren müssen. Vizepräsident Hellwig erklärte bei der Pressekonferenz aber, dass das nicht der Fall sei. „Ihnen wird weiterhin in Grassau geholfen.“ Auch eine Absprache bei Einsätzen ist geplant, um weite Fahrten zu vermeiden.

„Für mich ist die Ansprechbarkeit sehr wichtig“, betonte Kattari gegenüber der Redaktion. Er hofft auch, dass das auch so in die Planung mit einbezogen wird. Anfangs zeigte er sich noch skeptisch gegenüber dem Vorhaben des Präsidiums Oberbayern Süd. Zum einen, weil ihm und Reit im Winkls Bürgermeister Matthias Schlechter versichert wurde, dass nach der Auflösung der Polizei in Reit im Winkl keine Umstrukturierung mehr folge.

„Außerdem wurde die Lage an uns nicht klar herangetragen, und erst nach großer Anstrengung wurden wir über die Hintergründe aufgeklärt“, sagt Kattari.

Umsetzung für
Frühjahr 2025 geplant

Dass sich die Polizei zuvor noch nicht weiter äußern wollte, hatte laut Polizei-Vizepräsident Frank Hellwig den Grund, dass sich die Planungen noch ganz am Anfang befinden. „Wir befinden uns da gerade in Woche drei“, sagte Dr. Sebastian Rotter, Leitender Regierungsdirektor.

Er informierte die Anwesenden auch darüber, dass es für die Beamten in Grassau ein Interessenbekundungsverfahren geben wird. Sie werden zum Beispiel gefragt, ob sie es sich vorstellen können, in Traunstein zu arbeiten oder ob sie weiterhin in Grassau bleiben wollen. Die Beamten in Grassau werden dann zu Grenzpolizisten umgeschult. „Wenn alle in Grassau bleiben wollen, dann ist das eben so. Dann planen wir dementsprechend“, sagte Rotter.  Auch die genannten Polizeistandorte Traunstein und Raubling sollen daran teilnehmen können.

Zudem ist laut Hellwig geplant, zwei Arbeitsgruppen zu gründen, die sich mit den weiteren Angelegenheiten der Umstrukturierung befassen. Die Umsetzung der Organisationsmaßnahme ist für das Frühjahr 2025 geplant.

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