Rosenheim – Volksfeste bringen Menschen zusammen. Und treiben so die Corona-Zahlen in die Höhe. In Rosenheim gingen in den vergangenen Jahren nach dem Herbstfest die Infektionszahlen durch die Decke. Wie sieht es heuer aus? Rollt die nächste Welle auf uns zu?
Kritische dritte
Woche im September
Ganz weg war Corona nie. Aber – von den Höchstständen und der Gefährlichkeit früherer Varianten waren die Menschen in der Region Rosenheim zuletzt weit entfernt. Im Romed-Klinikverbund mit den Standorten in Bad Aibling, Prien, Rosenheim und Wasserburg wurden in dieser Woche (Stand 16. September) insgesamt elf Patienten versorgt, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Anzeichen einer „echten Spätsommer- oder Früh-Herbst-Welle“ sehe man zurzeit nicht, sagt Professor Dr. Stephan Budweiser, Chefarzt der Medizinischen Klinik III bei Romed in Rosenheim.
Mit Betonung auf „noch“. Von „noch“ spricht auch Dr. Michael Iberer. Die Zahlen seien momentan insgesamt moderat. Doch koche Corona mancherorts schon wieder hoch, „auch in der Praxis haben wir viel Corona“, sagt der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands Rosenheim. „Warten wir mal die nächsten sieben, acht Tage ab.“ Auch Dr. Florian Bonke meldet den „After-Wiesn-Effekt“. „Wir haben zahlreiche Fälle“, sagt Dr. Florian Bonke aus seiner Praxis in Flintsbach. Und es dürften mehr werden, schätzt er: „Nach der Rosenheimer Wiesn geht’s immer erst richtig los.“
Nach einem warmen Spätsommerfinale macht außerdem der Temperatursturz vielen Menschen zu schaffen. Nach Aussage des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt seit einigen Wochen bundesweit die Aktivität für akute Infektionserkrankungen insgesamt ohnehin auf einem höheren Niveau für diese Jahreszeit. Was noch hinzukommt: Der Covid-Erreger verträgt das momentane Wetter besser als der Mensch. „Die nasskalte Luft ist für respiratorische Viren besser als heiße, trockene Luft“, sagt Michael Iberer. Heißt: Nicht nur Covid-Erreger, sondern auch Grippe-Keime und Rhinoviren haben Konjunktur.
Covid-19 werde vorwiegend bei älteren Patientinnen und Patienten diagnostiziert, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamts. Möglicherweise halfen die Sommerferien: Sie könnten die Dynamik von Atemwegsinfektionen gedämmt haben. Schließlich fielen Kitas und Schulen als „Übertragungstreffs“ für die Jüngeren aus.
Das Meiden von Menschenmengen ist noch immer eine der verlässlichsten Maßnahmen gegen Grippe, Corona und Co. Wo sich enger Kontakt nicht vermeiden lässt, kann eine Maske schützen. In Österreich, wo die Corona-Zahlen jüngst in die Höhe schnellen, raten Krankenkassen schon wieder dringend zum Tragen einer Maske.
Auch in Stadt und Landkreis Rosenheim kam es nach Auskunft des Gesundheitsamts seit Ende Juni zu einem Anstieg – auf zuletzt 44 Fälle in der vergangenen Woche. Es sei von einer „diffusen Ausbreitung“ auszugehen, und es handle sich vorwiegend um Personen ab 60 Jahren. Allerdings sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gerade bei Jüngeren: Sie spüren Corona oft nur schwach oder gar nicht.
Es wird kaum noch getestet, auch ein Abwasser-Monitoring gibt es für die Region Rosenheim nicht. Was man vermuten kann: Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Bedeutet: Die meisten Infektionen werden offenbar nicht mehr bemerkt. „Impfung und vorangegangene Infektionen haben für eine recht gute Immunisierung gesorgt“, sagt Iberer.
Noch dazu dominiert immer noch Omikron – kontaktfreudiger, aber weniger gefährlich als die Vorgänger.
Impfen ist allerdings immer noch zu empfehlen – zumindest für gewisse Risiko-Gruppen, wie Wolfgang Hierl und Michael Iberer empfehlen.
Für Bewohner in Pflegeeinrichtungen sowie für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufgrund ihres Alters zum Beispiel. Oder für Menschen mit schweren Grunderkrankungen sowie Personen ab 60 Jahren. Einmal jährlich im Herbst sollten sich diese Risikofälle impfen lassen, mahnt Hierl. Iberer empfiehlt dies zusätzlich für medizinisches Personal. Bei Menschen mit beeinträchtigter Abwehr oder Grunderkrankungen sei eventuell die Einnahme von Paxlovit angeraten, fügt Florian Bonke hinzu.
Hygieneregeln weiter
sinnvoll und nötig
Und welche Hygiene-Regeln gelten innerhalb des Romed-Klinikverbunds? In den Monaten, in denen ein vermehrtes Auftreten von respiratorischen Erkrankungen zu erwarten sei, wird den Mitarbeitern empfohlen, bei direktem Patientenkontakt einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, heißt es seitens Romed.
Bei der Aufnahme von Patienten werden routinemäßig Symptome abgefragt. Weiterhin gilt FFP-Maskenpflicht für Besucher von Corona-Patienten. „Erweitert wurde diese Vorgabe Anfang August auch auf Besucher von Influenza- und RSV-Infizierten“, sagt Budweiser.