„W3 – Wissen, Werte, Wir“ – Vielfalt leben lernen

von Redaktion

Abschlussfeier in Rosenheim – Projektteilnehmer als Botschafter interkultureller Kompetenz zertifiziert – Jugendliche setzen Zeichen

Rosenheim – „Ich habe mitgemacht, um neue Dinge zu lernen. Das hilft mir und bringt auch was für meine Zukunft.“ So beschreibt eine junge Frau ihre Motivation für die Teilnahme am Jugendprojekt „W³ – Wissen Werte Wir“. Sie ist eine von 40 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich ein Jahr lang wöchentlich für zwei Stunden getroffen haben, um sich mit Kulturen und ihren Werten zu beschäftigen. Sie will ab September eine Ausbildung zur Pflegefachhelferin machen und braucht dafür die deutsche Sprache und soziale Kompetenz. Ein junger Mann aus Syrien, der die Berufsschule besucht und ebenfalls in der Pflege arbeiten will, stimmt ihr zu. „Und es hat Spaß gemacht“, fügt er an, „und ich habe viele nette Leute kennengelernt.“

Die beiden waren jüngst zur Abschlussfeier des Kurses nach Rosenheim gekommen, wo sie Zertifikate bekamen, die ihnen ihre interkulturelle Kompetenz bescheinigen. Diese Zertifikate sind kein Abschluss, sondern stellen eine Verpflichtung für die Zukunft dar, wie die Dritte Bürgermeisterin von Rosenheim, Gabriele Leicht, feststellte. Die Teilnehmer sind jetzt mit ihrer interkulturellen Kompetenz Botschafter des guten Zusammenlebens und sollen ihr Wissen und ihre Erfahrung als Multiplikatoren anderen Jugendlichen vermitteln, etwa in Schulprojekten. Die Traunsteiner Vize-Bürgermeisterin Walburga Mörtl-Körner sieht angesichts der Tatsache, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland Migrationshintergrund hat, eine große Verantwortung für die jungen Leute. Ihre Ausbildung sei eine „Investition in die Zukunft“, und sie müssten jetzt anderen die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorleben. Otto Lederer betont den Wert der Vielfalt für eine Gesellschaft. Die Vielfalt an Sprachen und Kulturen würde einen Mehrwert darstellen. „Ich bin als Schirmherr stolz darauf“, so der Landrat, der den Mitarbeitern von W³ dafür dankte, dass sie in 73 Veranstaltungen über 900 Menschen ausgebildet haben. Laut Gruppenleiterin Lena Meixner haben die meisten Teilnehmer Migrationshintergrund. Die Veranstaltung, die alle Themen behandelt, „die in einer Demokratie wichtig sind“, sei aber auch für junge Deutsche offen. Sie könnten von interkultureller Kompetenz ebenso profitieren wie zugewanderte Bürger.

Der Rosenheimer Comedian Ismail Abbat brachte seine Erfahrungen in Deutschland mit viel Humor auf den Punkt. Er erzählte, was einem Ausländer passieren kann, wenn er einen deutschen Reisenden freundlich über die Dysfunktion einer Zugtoilette informiert, oder wenn er in literarischen Gesprächen erwähnt, dass er die Geschichte einer reichen Ente gelesen hat, die im Geld schwimmt.

Zum Abschied gab die Initiatorin des Projekts Cornelia Graf den Besuchern der Veranstaltung einen einfachen Rat mit auf den Weg: „Seid Menschen.“

Alfred Schubert

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