Sudelfeld-Sperre: Problem nur verlagert?

von Redaktion

Am Sudelfeld herrscht seit der einseitigen Sperre für Motorradfahrer Ruhe, doch rund um den Sylvensteinspeicher steigen die Unfallzahlen. Wäre auch dort eine Sperrung möglich? Was das Landratsamt dazu sagt und wie die Polizei die Lage einschätzt.

Bayrischzell/Sudelfeld/Lenggries – Es ist ruhig geworden am Sudelfeld. Seitdem die bei Motorradfahrern beliebte Sudelfeldstrecke während der Saison für Biker einseitig gesperrt ist, hört man nichts mehr von Rasern und Unfällen. „Es wird immer noch regelmäßig kontrolliert“, sagt Roman Gold, Leiter der Motorradkontrollgruppe der Autobahnpolizei Holzkirchen. Und: „Das Streckenverbot wird gut angenommen.“

50 Euro Bußgeld
bei einem Verstoß

Dass das auch an den 50 Euro Bußgeld bei einem Verstoß liegen dürfte, weiß Gold allerdings auch.

Bleibt die Frage, wo sich die Raser, die für so viel Unmut auf der Strecke gesorgt haben, nun herumtreiben. Schon nach der Sperrung des Kesselberg-Passes für Motorradfahrer im Jahr 2023 wurden Stimmen laut, die darin lediglich eine Verlagerung des Problems sahen. „Wir haben schon mit der temporären einseitigen Sperrung des Kesselbergs bemerkt, dass sich das in Richtung Sylvenstein, aber eben auch stark ins Sudelfeld verlagert hat“, erklärt Gold. Die Folge: Auch am Sudelfeld gibt es nun eine temporäre Sperrung. Seitdem ist der Verkehr nach Golds Empfinden am Sylvensteinsee mehr geworden.

Dem Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen liegen dazu keine belastbaren Zahlen vor, wie eine Sprecherin auf OVB-Anfrage erklärt. Die Situation sei sehr stark wetterabhängig. „Gleichzeitig können einzelne, wenige Verkehrsteilnehmer, wenn sie die Strecke mehrfach befahren, eine subjektive Zunahme des Verkehrsgeschehens hervorrufen.“ Wer sich nun am Sylvensteinspeicher rumtreibt, ob Raser oder Tourenfahrer, das könne man nicht so genau sagen. Zum einen fahren dort viele Ausflugsfahrer, da die Strecke Teil der Deutschen Alpenstraße und „auch landschaftlich wunderschön ist“, sagt Gold. Andererseits seien aber auch viele unterwegs, die immer wieder zwischen Staumauer und Brücke hin- und herfahren. Und: „In letzter Zeit sind im Bereich Sylvenstein auch viele Fahrzeuge mit österreichischer Zulassung unterwegs.“

Doch ist mit dem anscheinenden Mehrverkehr auch die Anzahl an Unfällen gestiegen? Betrachtet man die Zahlen aus dem Bereich der Polizeiinspektion Bad Tölz, lässt sich eine Steigerung der Unfallzahlen erkennen. Im Jahr 2024 krachte es besonders oft. Insgesamt kam es zu 16 Motorradunfällen, bei denen 20 Personen verletzt und davon neun sogar schwer verletzt wurden. Und auch in diesem Jahr kam es zu einigen Unfällen mit Motorrädern. Insgesamt zehn Fahrer hatten einen Unfall, wobei acht Personen schwer verletzt wurden (Stand: 25. September). Aktuell liegt die Unfallzahl damit dennoch unter der des Vorjahres. Aber: Im Herbst ist die Unfallgefahr durch Laub und eine rutschige Fahrbahn zusätzlich erhöht.

Im April dieses Jahres kam es am Sylvenstein sogar zu einem tödlichen Unfall. Ein 22-jähriger Österreicher verunglückte auf der auf 50 Stundenkilometer beschränkten Strecke und verstarb zwei Tage später im Klinikum an den Folgen seiner Verletzungen. Nur fünf Tage später verunglückte eine Freundin des Verstorbenen – an genau derselben Stelle.

Doch wäre eine Streckensperrung wie am Sudelfeld oder am Kesselberg auch am Sylvensteinspeicher denkbar? Beim Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen zeigt man sich zurückhaltend zum Thema.

Maßnahme als
allerletztes Mittel

Es gehe bei der Frage der Sperrung nicht um die Haltung des Landratsamts, erklärt eine Pressesprecherin auf OVB-Anfrage. Zudem gehe es nicht darum, die Verkehrsmenge zu regulieren. Schließlich seien die Straßen dafür gebaut, um den Verkehr abzuwickeln. Am Sudelfeld und am Kesselberg gehe es lediglich um die Verkehrssicherheit.

„Ausschlaggebend sind die Unfallsituation und das Ergebnis, dass alle anderen bisher ergriffenen oder anderen möglichen Maßnahmen zu keiner entsprechenden Reduzierung der Unfallzahlen und Unfallfolgen geführt haben“, macht die Sprecherin deutlich. Eine solche Maßnahme stelle einen erheblichen Eingriff in den Straßenverkehr und die Rechte der Betroffenen dar und könne daher erst als allerletztes Mittel in Erwägung gezogen werden. Zudem müsse eine solche Sperrung von der Rechtslage gedeckt sein und dürfe nicht willkürlich erfolgen. „Ob die Voraussetzungen für eine solche Maßnahme im Bereich des Sylvensteinspeichers gegeben sind, kann derzeit nicht abschließend gesagt werden“, erklärt die Sprecherin des Landratsamtes.

Artikel 3 von 11