Rosenheim – Sie leben zwischen Palmen, klettern auf Berge und besichtigen aktive Vulkane. Julia Lorenzer und Fabian Marcher aus Rosenheim führen das Leben, von dem viele träumen. Seit einigen Jahren reisen sie um die Welt – lernen fremde Kulturen, das Essen und die Einheimischen kennen. Ihre Erlebnisse halten sie in Büchern fest. Dabei geht es nicht nur um die touristischen Höhepunkte, sondern auch um die Schattenseiten, wie zum Beispiel die Machenschaften der Mafia.
Eingetaucht in
eine andere Welt
In ihrem kürzlich veröffentlichten Buch „Sizilien“, schauen sie hinter die Kulissen. Für die Recherche verbrachten sie sechs Monate auf der italienischen Insel. Längere Aufenthalte machten sie in Cefalù, Sciacca und auf der kleinen Insel Pantelleria. Dort sprachen sie mit den Bewohnern und lernten ihr Leben, aber auch die Probleme kennen. „Sizilien ist eine andere Welt. Hier passieren Dinge, die man sich nicht vorstellen kann“, sagt Marcher. Das mache sich vor allem im Süden der Insel bemerkbar. Denn hier kam das Paar in Berührung mit den Machenschaften der Mafia. Und das fange schon bei Kleinigkeiten an. So könne es passieren, dass die Müllabfuhr nicht mehr fährt. Der Müll stapelt sich dann an den Straßenrändern. Manchmal für mehrere Wochen. „Die Mafia schafft Probleme in der Gesellschaft. Erst wenn sie bezahlt werden, beseitigen sie diese wieder“, sagt Marcher.
Auch in das Gesundheitswesen und in die Infrastruktur greife die Mafia ein. Viele Inselbewohner machen sich nur selten selbstständig. „Sie müssen immer befürchten, dass sie Schutzgeld bezahlen müssen“, sagt Marcher. Es sei nicht selten, dass sie mehrere Jobs annehmen müssen, um ihre Familie ernähren zu können. Laut dem Paar brauchen Touristen aber keine Angst vor der Mafia zu haben. Denn diese seien vom Tourismus abhängig. Einen Besuch auf der Insel können Lorenzer und Marcher daher nur empfehlen. „Sizilien ist voller Kontraste. Das sieht man an den vielen Kulturen, den Menschen und dem vielfältigen Essen“, sagt Lorenzer.
In den vergangenen Jahren näherte sich die italienische Küche der arabischen an. So steht Couscous mit Fisch fast täglich auf dem Speiseplan der Sizilianer. Es gebe sogar ein Couscous-Fest, das einen Besuch wert sei.
Eine Empfehlung des Paares sind auch die Essensmärkte. Palermo biete dafür die meiste Vielfalt. Hier gebe es eine breite Auswahl an Zitrusfrüchten und süßen Pistazien. „Die Sizilianer sind sehr stolz auf ihre Küche“, sagt Lorenzer. Vor allem auf ihre Süßigkeiten, wie Cannoli oder Früchte, die mit Sirup in Eisblöcken eingefroren werden. Ein Geheimtipp für die heißen Sommertemperaturen, sagt Marcher. Das Paar reist gerne nach Italien. Für Lorenzer ist es die zweite Heimat. Mit zehn Jahren lernte sie die Sprache und reiste mit ihren Eltern jährlich dorthin. Als Geheimtipp empfehlen die beiden die Städte Trapani, Taormina und die Liparische Inseln. Aber auch die aktiven Vulkane, wie Ätna und Stromboli, seien beeindruckend.
Reisen ist mehr
als ein Beruf
„Die Sizilianer machen alles mit Herzblut“, sagt Lorenzer. Für einen Urlaub empfehlen sie daher Ferienwohnungen. Diese seien preiswert und man bekomme einen Einblick in das echte sizilianische Leben. Etwas, was die beiden selbst nicht missen wollen auf ihren Reisen. Sie kommen schnell mit den Einheimischen ins Gespräch. Daraus entstanden viele Freundschaften, die bis heute halten. Das Reisen ist für die beiden mehr als nur ihr Beruf. „Wir wollen unsere Lebenszeit gut ausnutzen“, sagt Lorenzer. Mit ihren Büchern wollen sie die Leser mitnehmen und animieren, die Welt zu erkunden.
Unvergessliche Erfahrungen
Etwas, was die beiden nicht mehr missen wollen, sind die Erfahrungen, die sie machen durften. „Wir haben gelernt, gelassener zu werden und immer auf das Beste zu hoffen“, sagt Lorenzer. Zwei Monate verbrachten sie auf der Insel Pantelleria. Die Bewohner leben in Abhängigkeit vom Wetter. Denn bei Sturm und Regen kommt die einzige Fähre nicht, die Lebensmittel bringt. So kann es Tage oder Wochen dauern, bis die Regale im Supermarkt aufgefüllt werden.
Für Lorenzer und Marcher ist ihr Beruf ein Privileg. Dennoch seien die Reisen auch anstrengend. Denn sie verbringen nur wenig Zeit daheim in Rosenheim. Die meiste Zeit sind sie mit dem Auto unterwegs. Und das stets ohne Navi und Handy. Sie lieben es, nur mit einer Landkarte zu reisen. So bleibt es immer spannend, sagt Lorenzer.
Die nächste Reise steht auch schon an. Für das Ehepaar geht es nach ihrem kurzen Stopp in Rosenheim wieder zurück nach Italien, an die Amalfiküste und in die Toskana. Ob dort ein neues Buch entsteht, bleibt abzuwarten.