Immer mehr Langfinger unterwegs

von Redaktion

Die Ladendiebstähle haben im vergangenen Jahr in ganz Deutschland deutlich zugenommen. Der Schaden für die Händler hat es in sich. Auch in Rosenheim sind die Langfinger immer häufiger unterwegs. Wer die Täter sind – und wo und was in der Stadt am meisten geklaut wird.

Rosenheim – Es passiert meist innerhalb von wenigen Sekunden. Ein Griff ins Regal – dann verschwinden Gegenstände wie Duschgel, Parfüms oder Getränkedosen in Taschen oder Rucksäcken. Danach werden die Sachen ohne zu bezahlen vorbei an der Kasse hinausgeschmuggelt. Andreas Bensegger kennt solche Situationen. Auch in seinem Geschäft am Max-Josefs-Platz wird hin und wieder etwas gestohlen. Das Problem: „Tatsächlich scheint es eine steigende Tendenz bei den Ladendiebstählen zu geben“, sagt der Vorsitzende des Regionalausschusses Rosenheim der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Über 20 Prozent
mehr Ladendiebstähle

Das belegen auch die Zahlen einer deutschlandweiten Studie zu Ladendiebstählen. Danach wurde im vergangenen Jahr um 23,6 Prozent mehr geklaut als im Jahr davor. Rund 426000 Fälle wurden polizeilich erfasst. Zuvor waren es noch rund 345000. Der Schaden für die Händler liegt im Milliardenbereich.

Dass auch in den Geschäften in der Stadt mehr Langfinger unterwegs sind, kann die Rosenheimer Polizei bestätigen. „Für das Kalenderjahr 2024 können wir eine leichte Steigerung der Zahlen zu den Vorfällen 2023 feststellen“, teilt Hauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage mit. Bisher habe es in den ersten sechs Monaten des Jahres 239 Ladendiebstähle im Stadtgebiet gegeben. 2023 waren es 444, im Jahr davor 453.

Besonders häufig betroffen seien unter anderem Lebensmittelgeschäfte im Aicherpark und Verbrauchermärkte in der Innenstadt. „In der Regel sind das die Kaufhäuser mit Drogerieabteilungen“, sagt Maurer. Dort gebe es für die Täter aufgrund der Vielzahl an Waren und Kunden breitere Möglichkeiten für einen Diebstahl.

Auch im Drogeriemarkt Müller in der Kufsteiner Straße sind die Langfinger aktiv, berichtet die stellvertretende Filialleiterin, Monika Hieber. Wie oft dort genau geklaut wird, kann sie aber nicht beantworten. Dafür gebe es keine exakten Zahlen. Mehr als früher sei es aber allemal. Die Diebe hätten es dabei auf hochwertige Dinge abgesehen, die in Geld umgesetzt werden können. „Das können teure Düfte oder Produkte von namhaften Herstellern sein“, sagt Hieber. Gestohlen werde aber nicht nur in der Drogerieabteilung, sondern auch im Multimediabereich oder in der Spielzeugwarenabteilung. „Das zieht sich durchs ganze Haus“, sagt die stellvertretende Filialleiterin.

Ebenfalls beliebt bei den Ladendieben sind Lebensmittel. „Meist mit einem Warenwert zwischen fünf und zehn Euro“, sagt Robert Maurer. Das könnten zum Beispiel abgepackte Lebensmittel, Zigaretten oder Getränkedosen sein. Daneben werden oft auch Kleidungsstücke gestohlen, sagt der Hauptkommissar.

Allerdings nicht so häufig wie Parfüms oder Lebensmittel. Das liege daran, dass Klamotten in vielen Fällen mit Diebstahlsicherungen versehen sind. Dennoch schafften es einige Diebe immer wieder, Kleidung zu stehlen, indem sie die neuen Sachen unter den alten Klamotten anziehen oder die mitgebrachten Stücke zurücklassen und mit den neuen das Geschäft verlassen.

Wer in Rosenheim etwas klaut, geht dennoch ein großes Risiko ein, erwischt zu werden. „Wir haben eine Aufklärungsquote von weit über 90 Prozent“, sagt Maurer. Allerdings sind dabei nur die angezeigten Ladendiebstähle erfasst. „Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher“, vermutet Monika Hieber. Umso wichtiger seien Schutzmaßnahmen. „Wir haben ein Überwachungssystem und verlassen uns auf unsere Mitarbeiter“, sagt sie. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es aber nicht. Auch, weil mit jeder Sicherungsmaßnahme die Professionalität der Diebe steige, sagt Andreas Bensegger. „Das ist wie ein Wettrüsten.“

Gelegenheit
macht Diebe

Warum es überhaupt zu mehr Ladendiebstählen kommt, dafür gebe es eine „Vielzahl an Gründen“, sagt der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses. Man müsse auch zwischen Gelegenheitsdieben und organisierten Banden unterscheiden. „Bei Gelegenheitsdieben mag es teilweise die eigene verschärfte wirtschaftliche Lage sein, bei Bandenkriminalität ist das einfach ein Geschäftsmodell, das anscheinend Ertrag abwirft“, sagt Bensegger.

In Rosenheim sind es der Polizei zufolge „in fast allen Fällen“ einzelne Täter. „Natürlich gab es auch Tätergruppen, die dann meist aus Osteuropa stammen“, sagt Maurer. Deren Vorgehen sei gut organisiert, indem ein Teil der Bande die Verkäufer zum Beispiel mit einem Gespräch ablenkt und der Rest währenddessen den Diebstahl begeht. Das sei aber die Ausnahme in den Geschäften in der Innenstadt.

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